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Neukaledonias Biogeographie aus der Perspektive von Quell- und Grundwasserschnecken
Antragsteller
Professor Dr. Martin Haase; Privatdozent Dr. Lars Podsiadlowski
Fachliche Zuordnung
Systematik und Morphologie der Tiere
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531482467
Aufgrund seiner einzigartigen, an Endemiten reichen Fauna und Flora, einer Mischung aus alten gondwanischen und jungen Linien, gilt Neukaledonien als einer der Hotspots der Biodiversität. Neukaledonien ist Teil des Kontinentalfragments Zealandia, das sich vor etwa 80 Mio Jahren von Australien trennte und weitgehend unter den Meeresspiegel sank. Die Frage, ob Neukaledonien vollständig überflutet war oder ob Teile über dem Meeresspiegel verblieben und so das Überleben der gondwanischen Biota in situ ermöglichten, löste jedoch eine lebhafte Debatte aus. Wenn dauerhaft Land vorhanden war, sollte Vikarianz das Vorhandensein alter Taxa erklären. Andernfalls wären alle Biota durch Ausbreitung über große Distanzen eingewandert. Nach der jüngsten Revison der geologischen Geschichte war das gesamte Gebiet bis vor 60 Mio Jahren überflutet, was Vikarianz ausschließt. Da es jedoch keine Beweise für terrestrische Erosion zwischen 34 und 25 Mio Jahren vor heute gibt, bleibt aus geologischer Sicht die große, offene Frage, ob während des gesamten Oligozäns Land verfügbar war und Organismen in situ überleben konnten. Somit hat sich die Frage nach dem Ursprung und der Evolution der neukaledonischen Biota etwas verändert und hinsichtlich des kritischen Zeitraums verschoben. Biologische Beweise für ein Überleben in situ erfordern eine phylogenetische Analyse der heute lebenden endemischen Linien, deren Ursprung vor dem Oligozän liegt. Nur Kladen, die in Neukaledonien seit mehr als 34 Mio Jahren überlebt haben, können die Hypothese der vollständigen Überflutung widerlegen. Solche Beweise sind rar. Um aussagekräftige Rückschlüsse auf den Ursprung und die Entwicklung der Biota Neukaledoniens ziehen zu können, brauchen wir zusätzliche Belege. Diese können am besten von Mikroendemiten erbracht werden. Vorläufige Analysen haben gezeigt, dass Tateiden, eine Gruppe kleiner Süßwasserschnecken, die weitgehend auf Quellen und das Grundwasser beschränkt sind, solche Hinweise liefern könnten. Bei drei von Philippe Bouchet (Paris) zwischen 2016 und 2018 organisierten Expeditionen wurden etwa 50 unbeschriebene Arten entdeckt, die meisten davon im Größenbereich von 1-2 mm. Diese Größe ist eine Herausforderung für taxonomische und systematische Analysen auf der Grundlage von Morphologie, Anatomie und genomischen Daten. Dafür haben wir die notwendigen Methoden und Ressourcen etabliert, darunter Genomsequenzen einer Art als Grundlage für phylogenomische Analysen. Wir werden die neuen Arten umfassend beschreiben und ihre Verwandtschaft analysieren. Auf diese Weise wird es möglich sein, die biogeografische Geschichte der Tateiden Neukaledoniens zu rekonstruieren und Fragen zur Anzahl der Kolonisierungsereignisse, zur Anpassung an verschiedene geologische Gegebenheiten und zur Häufigkeit der Besiedelung des Grundwassers zu beantworten. Letztlich soll die Hypothese der Überflutung Neukaledoniens im Oligozän, wie sie die geologischen Analysen nahelegen, getestet werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortliche
Dr. Carola Greve; Dr. Ira Richling