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Deindustrialisierte Arbeit in der post-industriellen Stadt: Class as Culture unter städtischer Transformation
Antragstellerin
Professorin Dr. Talja Blokland
Fachliche Zuordnung
Soziologische Theorie
Empirische Sozialforschung
Empirische Sozialforschung
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531535075
Was passiert mit Klasse, wenn die Industriearbeit verschwindet? Wie wird die Arbeiterklasse angesichts des Wandels von Arbeit und dem Verschwinden der Industriearbeit sozial und kulturell gelebt? Unser Projekt untersucht die Auswirkungen der Veränderungen in ehemaligen Industrielandschaften auf die Identität der Arbeiterklasse und den alltäglichen Zugang zu Ressourcen. Wir fragen 1) wie sich Männer und Frauen der weißen Arbeiterklasse in deindustrialisierten Arbeitervierteln positionieren; 2) inwiefern sich solche Positionierungen in postindustriellen städtischen Landschaften mit bzw. ohne creative city Entwicklung unterscheiden und 3) wie Postsozialismus und Wiedervereinigung diese Prozesse beeinflussen. Wie also wirken Deindustrialisierungsprozesse und die Postindustrialisierung von Landschaften auf die Positionen der weißen Arbeiterklasse an der Schnittstelle von Klasse und Geschlecht und Gender im Hinblick auf soziales, kulturelles und symbolisches Kapital? Der Vergleich postindustrieller Landschaften mit creative city Entwicklung mit jenen ohne diese Investitionen ermöglicht uns zu sehen, wie sich Veränderungen in Industrielandschaften und deren Infrastrukturen auf die lokalen Praktiken der Menschen und die Art und Weise auswirken, wie Ressourcen genutzt werden können. Der Vergleich von postsozialistischen und postsozialistisch-wiedervereinigten Entwicklungen hilft uns, die unterschiedlichen Auswirkungen der Variationen von Deindustrialisierung von Arbeit und Postindustrialisierung von Landschaften auf class as culture zu untersuchen. Wir erforschen dies empirisch mit Fallbeispielen in tschechischen und deutschen Metropolen (Prag, Berlin). Unser theoretischer Rahmen setzt sich kritisch mit dem (mis)match von Habitus und Habitat auseinander, das sich in Bourdieus Idee des Raumprofits widerspiegelt. Das methodische Design umfasst eine Umfrage, um bewerten zu können, wie die Positionen deindustrialisierter Arbeiterklassen wiederum den Ressourcenzugang durch soziales und kulturelles Kapital beeinflussen. Fokusgruppen mit Männern und Frauen aus der weißen Arbeiterklasse vertiefen unser Verständnis der Umfrageergebnisse. Unsere Hypothese ist, dass die derzeitige deutsche Diskussion über den "Osten" die Bedeutung von class as culture für Identitäten und für den Zugang zu Ressourcen unterschätzt. Unser vergleichendes Projekt schlägt vor, die Erfahrungen Ostdeutscher mit den geschlechtsspezifischen Erfahrungen fundamentaler Brüche von Industriearbeit und städtischem Raum zusammenzubringen, wie sie auch in anderen europäischen Städten mit politischer Transformation stattfanden, z. B. Prag in Tschechien, jedoch mit einer zusätzlichen Ebene, die sich auf die Erfahrung und das Narrativ der Wiedervereinigung stützt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen