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Neuedition der Historien des Gregor von Tours (Buch 2)
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professor Dr. Wilhelm Blümer; Privatdozentin Dr. Rebekka Schirner
Fachliche Zuordnung
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531700514
Die Historien des Gregor von Tours gehören zu den wichtigsten literarischen Zeugnissen und historischen Quellen für die Zeit des Überganges von der Spätantike zum frühen Mittelalter. Das Urteil der Forschung hinsichtlich der lateinischen Literatur und Sprache der ersten Jahrhunderte des Frankenreiches fällt oft sehr negativ aus. Auch die Herausgeber der heute noch maßgeblichen Ausgabe der Historien (publiziert im Jahr 1951 in den Monumenta Germaniae Historica [MGH]), Krusch/Levison, gehen bei der Bewertung der Handschriften der Historien davon aus, dass auch der Urtext Gregors nur in „verwildertem“ und schlechtem Merowingerlatein abgefasst worden sein könne. Ein solches Bild wird dann auch durch die rekonstruierte Textfassung geboten, auch wenn viele Handschriften einen wesentlich besseren Text bieten. Zwar wurde immer wieder Kritik an der Vorgehensweise von Krusch und Levison geübt, doch eine neue Edition der Historien wurde bislang noch nicht vorgelegt. Die grundlegende Frage, der sich die Herausgeber einer neuen Edition stellen müssen, ist diejenige nach dem Zustand der Sprache Gregors. Als ein geeigneter Indikator für das stilistische Können eines Autors bzw. auch für die Qualität seiner Sprache kann eine Analyse des sog. Prosarhythmus dienen, also der bewussten rhythmischen Ausgestaltung von Kolon- und Satzenden durch sog. Klauseln zu Zwecken der Betonung und Gliederung. Erste Vorarbeiten des seit 2019 bestehenden Mainzer Forschungsprojektes haben für ausgewählte Passagen der Historien nachgewiesen, dass der Bischof von Tours durchaus Wert auf eine stilistisch-rhythmische Ausgestaltung legt. Dies liefert ein wichtiges Argument für eine positive Beurteilung seines Bildungsstandes und unterstützt die Forderung nach einer neuen und sachgerechten Edition. In dem beantragten Förderungszeitraum sollen eine digitale kritische Edition und eine textgetreue Übersetzung des zweiten Buches der Historien erstellt werden, deren Publikation über die digitale Infrastruktur der MGH erfolgen wird. Die notwendigen Handschriftentranskriptionen und -kollationen werden von Hilfskräften in enger Absprache mit der Projektleitung erstellt und nach Projektabschluss online publiziert. Flankierend werden umfassende kolometrisch-rhythmische Analysen der in den Kollationen abgebildeten Textfassungen vorgenommen und ausgewertet; die Ergebnisse werden in einer eigenen Publikation veröffentlicht. Durch die Edition des zweiten Buches sollen die Weichen gestellt werden für ein Langfristvorhaben, in dem neben einer Gesamtausgabe der Historien in den Monumenta Germaniae Historica (auch als Printversion) auch ein historisch-archäologischer Kommentar vorgelegt wird. Eine Kooperation mit den für die Kommentierung zuständigen Institutionen ist bereits vereinbart worden; sie wird während des Förderzeitraums konkretisiert.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen