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Makarenkos Kollektiverziehung jenseits des Eisernen Vorhangs - Debatten über sozialistische Wettbewerbe und ihre praktischen Folgen in der DDR, Japan und der Sowjetunion -

Antragstellerin Dr. Ami Kobayashi
Fachliche Zuordnung Allgemeine und Historische Erziehungswissenschaft
Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 531866978
 
Dieses Projekt beabsichtigt, die transnationale Zirkulation der auf A. S. Makarenkos Idee basierenden Sowjetpädagogik und deren unterschiedliche Rezeption über die nationalen Grenzen, vor allem über den Eisernen Vorhang hinweg, zu untersuchen. Der besondere Schwerpunkt liegt dabei auf dem Prozess der kulturspezifischen Aneignung sowie Umsetzung der sogenannten Kollektiverziehung. Das heißt, es werden repräsentative Praktiken der Kollektiverziehung aus praxeologischen Perspektiven untersucht. Diese Perspektive soll es ermöglichen, von einer dichotomen Einstellung Abstand nehmend jenseits der politischen Ideologie auf pädagogische Praktiken zu fokussieren und diese zu untersuchen. Dabei wird der besondere Fokus auf die DDR und Japan gelegt, da deutsche Literatur, vor allem die aus der DDR, eine wichtige Funktion bei der Verbreitung sozialistischer Ideen in Japan hatte. Linksorientierte japanische Wissenschaftler sahen die Entwicklung der DDR als Modell an, das eine Transformation von einem hoch entwickelten Kapitalismus zum Sozialismus aufzeige, und einige Vertreter der Kollektiverziehung in Japan informierten sich hauptsächlich mit deutschsprachiger Literatur über die Kollektiverziehung. Das Erkenntnisinteresse dieses Forschungsprojekts liegt vor allem im bildungshistorischen Fachgebiet, da es nur wenig historische Bildungsforschung über Makarenko aus transnationaler Perspektive gibt. Außerdem setzt sich das Projekt mit der allgemein-erziehungswissenschaftlichen Problematik auseinander, nämlich dem Verhältnis zwischen der individuellen Freiheit und dem Zusammenleben in einem Kollektiv. Makarenkos im Vergleich zu individualistischen Erziehungskonzepten besonders deutlich akzentuierte Orientierung am Kollektiv wird aus westlicher Sicht als Unterdrückung der individuellen Freiheit aufgefasst und stark kritisiert, obwohl die UNESCO feststellt, dass die Fähigkeit zu kollektivem Handeln auch heute einer der wichtigen pädagogischen Werte sei. Eine Forschung zur Kollektiverziehung kann daher einen Raum für Austausch schaffen, um die Möglichkeiten und Grenzen der Kultivierung der individuellen Freiheit sowie der Fähigkeit zum kollektiven Handeln zu diskutieren. Darüber hinaus liegt das Erkenntnisinteresse dieser Forschung im Bereich der Japanologie. Denn sozialistische Einflüsse auf die Erziehungspraxis der japanischen Nachkriegszeit wurden zu wenig untersucht. Häufig wird die sogenannte kollektive Orientierung der Japaner sowohl von japanischen als auch von „westlichen“ Forschenden eher als „japanische Tradition“ interpretiert. Dieses Projekt beschäftigt sich daher mit den folgenden Fragen: a) Wie und von wem wurde die Idee der Kollektiverziehung in den beiden Ländern rezipiert? b) Wie wurde die Idee der Kollektiverziehung in pädagogischen Fachzeitschriften sowie Lehrmaterialien für Lehrerausbildung diskutiert und uminterpretiert? c) Welche Praktiken wurden unter dem Namen der Kollektiverziehung durchgeführt und welche Folgen entstanden dadurch?
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Japan, Lettland, Norwegen, Ukraine
Mitverantwortlich Professor Dr. Angelo Van Gorp
 
 

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