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Prozesse der Indigenisierung des Katholizismus in Ostindonesien

Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung von 2001 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5319580
 
Während in der Religionsethnologie bis in die späten 80er Jahre des 20. Jahrhunderts die Annahme vorherrschte, der Kontakt zwischen den großen Universalreligionen und den Glaubenssystemen kleiner autochthoner Gemeinschaften verurteile letztere zum Aussterben, haben jüngste Forschungen gezeigt, daß diese keineswegs verdrängt werden, sondern daß das Fremde vielmehr kreativ angeeignet, integriert und in eine neue indigene Gestalt umgewandelt wird. Synkretistische und parallelistische Ritualformen sind in diesem dynamischen Prozeß ebenso entstanden wie neue Mythen, in denen sich orale Traditionen mit den schriftlichen Überlieferungen der Universalreligionen verbinden. Ziel des geplanten Forschungsprojektes ist es, einem solchen Indigenisierungsprozeß am Beispiel der Geschichte der Missionierung der ostindonesischen Inseln Flores und Timor durch die katholischen Missionare der Societas Verbi Divini nachzugehen. Dieses ungewöhnlich erfolgreiche Unternehmen, das dazu führte, daß sich auf Flores heute mehr als 90% der Bewohner zum Katholizismus bekennen, verlangte sowohl von den Angehörigen des Ordens als auch von der lokalen Bevölkerung Reinterpretationen und Modifikationen ihrer Glaubenssätze und der auf sie bezogenen religiösen Handlungen, um sie mit der jeweils anderen Religion kompatibel zu machen. Das vorläufige Ergebnis dieser Bemühungen ist ein Geflecht zeremonieller Komplexe, in denen implementierte westliche und tradierte einheimische oft zu gänzlich neuen Formen kombiniert werden. Die Untersuchung des auf diese Weise zustande gekommenen Glaubens- und Handlungssystem steht im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens. Die Erhebung der Primärdaten soll mit Hilfe der Methode der teilnehmenden Beobachtung, durch gezielte Befragung der Akteure sowie durch visuelle und auditive Aufzeichnungen ritueller Texte und Handlungen erfolgen. Einen weiteren Schwerpunkt bildet die Konstituierung einer modernen christlich-ostindonesichen Identität, die über den Rahmen begrenzter lokaler und verwandschaftlicher Verortungen hinausgeht und als Beispiel für eine posititve Bewältigung einer Konfrontation zweier kultureller Systeme interpretiert werden kann, bei der die Akteure sowohl von zweckrationalen Erwägungen als auch von einer wechselseitigen Faszination geleitet wurden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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