Project Details
Technische Intelligenzija, Umwelt und Nation: Bewässerungssysteme und Baumwollanbau im sowjetischen Zentralasien, 1930er Jahre bis 1991
Applicant
Professorin Dr. Julia Obertreis (†)
Subject Area
Modern and Contemporary History
Term
from 2007 to 2010
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 53244583
Der Ausbau der Bewässerungssysteme und die Konzentration der Landwirtschaft auf den Baumwollanbau in Usbekistan und Turkmenistan haben in sowjetischer Zeit zu schwerwiegenden ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen Folgen geführt. So hat der Aralsee seit den 1960er Jahren über die Hälfte seiner Oberfläche durch Austrocknen verloren. Ausgehend von dieser „ökologischen Katastrophe“ soll die seit den 1930er Jahren forciert betriebene Ausweitung der Bewässerungskanäle und Baumwollanbauflächen untersucht werden. Welche handfesten wirtschaftlichen Ziele und welche Ordnungs- und Zukunftsvorstellungen verbanden die kommunistischen Herrscher damit? Infrastrukturausbau und Landwirtschaft sind bisher für die sowjetische Periode kaum erforschte, aber für diese Region zentrale Kreuzungspunkte von Politik, Wirtschaft, Umwelt und Zivilisierungsmission. Die durchweg positiven Darstellungen von Fortschritt und Moderne manifestierten sich in den Infrastrukturbauten und legitimierten die sowjetische Herrschaft. Die heranwachsende usbekische und turkmenische Intelligenzija verdankte ihren Aufstieg dem sowjetischen Bildungssystem und zeigte sich zunächst loyal. Doch seit den frühen 70er Jahren wurde Kritik an der Übernutzung der Böden und den aus der Monokultur Baumwolle entstehenden Schäden aus den Reihen der einheimischen Wissenschaftler und Experten laut. Erforscht wird der Zusammenhang von Expertenöffentlichkeit, Technikeuphorie, Modernisierungskritik und nationalem bzw. partikularem Bewusstsein, letztlich also die Grenzen sowjetischer Legitimation und Modernisierung an der Peripherie.
DFG Programme
Research Grants