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Der ‚Faktor Mensch‘ in der Zivilluftfahrt. Die europäische und die sowjetische Luftfahrtindustrie im Vergleich (1950er bis 1980er Jahre)
Antragstellerin
Dr. Sabrina Lausen
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 533466512
Im Zuge der Digitalisierung ist die Entwicklung historischer Mensch-Maschine-Verhältnisse verstärkt in den Fokus der Forschung gerückt. Das Mensch-Maschine-Verhältnis in der Luftfahrtindustrie stellt hingegen noch eine große Forschungslücke dar, obwohl in der Luftfahrt kaum ein Thema so häufig und so öffentlichkeitswirksam diskutiert wird wie die Frage der Automatisierung im Cockpit. Das geplante Projekt will diese Lücke schließen. Es untersucht deshalb am Beispiel der europäischen und der sowjetischen Luftfahrtindustrie während des sog. "Jet Age" und des "Digital Age" den Wandel im Verhältnis zwischen Mensch und Maschine in modernen Verkehrsflugzeugen. Das Ziel des Projekts ist es, anhand einer geschichtswissenschaftlichen Studie die Gründe zu erklären, die zu dem Wandel geführt haben, sowie dessen Folgen für den Berufsstand der Pilot*innen und für ihre Ausbildung zu analysieren. Die geplante Studie ist als historischer Vergleich konzipiert, da erste Vorarbeiten erkennen lassen, dass das Mensch-Maschine-Verhältnis in der europäischen und der sowjetischen Luftfahrtindustrie unterschiedlich wahrgenommen wurde und sich diese Wahrnehmung unmittelbar auf den Automatisierungsprozess ausgewirkt hat. Da es zwischen den unterschiedlichen Luftfahrtindustrien jedoch immer wieder zu Wissenstransfers kam, liegt dem Projekt auch eine transnationale Eben zu Grunde. Als zeitlicher Schwerpunkt wurden die 1950er bis 1980er Jahre gewählt, da in diesem Zeitraum die Automatisierung in der Zivilluftfahrt am stärksten ausfiel. Die genannte Fragestellung wird in zwei größeren Untersuchungsschritten beantwortet. Zum einen soll in einem ersten Schritt analysiert werden, welche Rolle die politischen und wirtschaftlichen Akteure in den betreffenden Luftfahrtindustrien dem sog. ‚Faktor Mensch‘ im Cockpit zuschrieben und warum sie diese Rolle veränderten. In einem zweiten Schritt wird die Perspektive der Pilot*innen eingenommen und untersucht, wie sich die Automatisierung auf sie selbst, ihre Ausbildung und ihren Berufsstand auswirkte. Im Vordergrund stehen zudem die Technikerfahrung und Technikwahrnehmung von Pilot*innen. Als Quellenkorpus werden offizielle Bestände westlicher und östlicher Flugzeughersteller sowie der zuständigen Luftfahrtbehörden gesichtet. Hinzu kommen Bestände der organisierten Pilot*innen, wie z.B. Unterlagen der Pilotengewerkschaften, Mitgliedermagazine und Autobiografien. Als Ergänzung werden Interviews mit Pilot*innen geführt, die den Automatisierungsprozess bis in die neunziger Jahre selbst erlebt haben. Mit dem gewählten methodischen Ansatz und den genannten Fragestellungen möchte das Projekt an andere Studien zu historischen Mensch-Maschine-Verhältnissen sowie an der aktuellen Debatte um den Automatisierungsdiskurs in der Zivilluftfahrt anknüpfen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen