Die Inhalte der Europawahl-Programme der Parteien. Ihre Bedeutung für die politische Kommunikation bei Europawahlen und die Responsivität der Parteien im Zeitverlauf
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Im Rahmen des Euromanifesto-Projekts ist es aufgrund der DFG-Förderung gelungen, 90% aller Wahlprogramme der relevanten Parteien bei Europawahlen 1979-2004 zu sammeln, inhaltsanalytisch aufzubereiten, zu dokumentieren und zu archivieren. Die Inhaltsanalyse erfolgte zum einen mittels eines Experten-Kodierschemas, das in Kompatibilität zum Kodierschema des vergleichenden nationalen Manifesto-Projekts (CMP) entwickelt wurde und zum anderen mit Hilfe von sogenanten Diktionärs, die eine computerunterstützte Kodierung der Parteien aus zehn Ländern bei der Europawahl 1999 ermöglichten. Der programmatische Input, den Parteien bei Europawahlen leisten, konnte mittels Dokumentenanalyse gut charakterisiert werden. Parteien diskutieren ihre Themen primär im europäischen Kontext und nehmen auch zu originär europäischen Themen Stellung. Dabei stimmen die Agenden der Parteien und der Wähler kaum überein. Programmatisch betrachtet, reden Parteien und Wähler weitgehend aneinander vorbei. Dies bedeutet jdeoch nicht, dass ihre europa-politisehen Positionen sehr verschieden wären. Und je mehr Dissens über die Europapolitik die nationale Szene beherrscht, umso effektiver ist die politische Repräsentation auch in diesem diffizilen Bereich. Länderspezifische Ergebnisse deuten darauf hin, dass Parteien bei Europawahlen keine gänzlich anderen Themen ansprechen oder Positionen einnehmen als bei Wahlen zu nationalen Parlamenten. In dieser Hinsicht handeln sie den Wählern gegenüber verantwortlich. Auch wenn Parteien Europawahlkämpfe als low-key campaigns betreiben, nehmen die Bürger und die Parteiwähler die europapolitischen Positionen der Parteien zunehmend wahr, und auch für Wahlentscheidungen werden diese programmatischen Positionen relevant. Es ist anzunehmen, dass europapolitische Positionen für den Wahlerfolg nationaler Parteien bei Europawahlen in Zukunft noch wichtiger werden, vor allem auch punktuell kritischere Positionen. Neben der programmatischen Positionierung bleiben die größten Herausforderungen für Parteien jedoch, einerseits Politikschwerpunkte und Positionen zu den Wählem zu transportieren und andererseits die Themen und Probleme der Wähler stärker als bisher aufzugreifen.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2003. "Euromanifesto Coding Instructions." Mannheim: MZES (MZES Working Paper 64)
Wüst, Andreas M. and Andrea Volkens
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2004. "Democracy and Legitimacy in the European Union." In: Elections, Parties, and Political Representation (Festschrift for Henry Valen), eds. Hanne Marthe Narud and Anne Krogstad. Oslo: Universitetsforlaget, pp. 375-408
Thomassen, Jacques and Hermann Schmitt
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2004. "Pomen strankarskih programov na volitvah v Evropski Parlament" (The importance of party programmes for the EP elections). In: Politoloski vidiki volilne kampanja: analiza volilne kampanje za volitve v Evropski parlament 2004 (Political sciences aspects of an election camapign. Analysis of the 2004 elections to the European Parliament), ed. Simona Kustec Lipicer. Ljubljana: Fakulteta za druzbene vede, pp. 37-55
Kustec Lipicer, Simona
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2004. „Inhalte der Europawahlprogramme deutscher Parteien 1979-1999.'' Aus Politik und Zeitgeschichte B17, S. 38-45
Binder, Tanja und Andreas M. Wüst
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2005. "Deutsche Parteien und Europawahlen: Programmatische Schwerpunkte 1979-2004." In: Europawahl 2004. Hg. Oskar Niedermayer und Hermann Schmitt. Wiesbaden: VS Verlag, S. 76-93
Wüst, Andreas M.
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2005. „Parteien, Programme, Wahlverhal en." In: Wahl-Kampf um Europa: Analysen aus Anlass der Wahlen zum Europäischen Parlament 2004, ed. Jens Tenscher. Wiesbaden: VS Verlag, S. 56-85
Wüst, Andreas M. and Dieter Roth
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2006. "A partok es szavazök politikai napirendje az 1999-es europai parlementi valaszt'sok idejen" (The Agendas of Parties and Voters in the European Parliament Election 1999). In: A 2004-es Europai Parlamenti valasztasok: Partok es szavazoi magatartas nemzetközi összehasonlitasban (Parties and their Voters in European Parliament Elections), eds. Gabor Toka/Agnes Batory. Budapest: DKMKA, pp. 79-108
Lederle, Daniel
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2006. "Political Representation in the European Union: The Agendas of Voters and Parties in the European Parliament Election of 1999." Mannheim: MZES (mimeo)
Schmitt, Hermann and Tanja Binder
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2006. "The European Union and Party Politics in Slovenia: An Apparent or Real Impact?" In: European Union and Party Politics in Central and Eastern Europe, eds. Paul G. Lewis and Zdenka Mansfeldova. London: Palgrave, pp. 169-190
Krasovec, Alenka, Damjan Lajh and Simona Kustec-Lipicer
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2006. „Partok az europai parlamenti valasztasokon: Politikai napirend, az EU es a kereslet-kinalat problemaja" (Parties in European Parliament Elections: Issues, Framing, the EU, and the Question of Supply and Demand). In: A 2004-es Europai Parlamenti valasztasok: Partok es szavazoi magatartas nemzetközi összehasonlitasban (Parties and their Voters in European Parliament Elections), eds. Gabor Toka and Agnes Batory. Budapest: DKMKA, pp. 109-130
Wüst, Andreas M.
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2007. "Comparing the Views of Parties and Voters in the 1999 Election to the European Parliament." In: Voting in European Parliament Elections: Lessons from the Past and Scenarios for the Future, eds. Wouter van der Brug and Cees van der Eijk. Notre Dame: The University of Notre Dame Press, pp. 73-93
Wüst, Andreas M. and Hermann Schmitt
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"Determinants of Dyadic Correspondence in European Parliament Elections." British Journal of Political Science
Schmitt, Hermann
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2009. "The European party system after enlargement." In: The Legitimacy of the European Union after Enlargement, ed. Jacques Thomassen. Oxford: Oxford University Press, pp.21-43
Schmitt, Hermann and Jacques Thomassen
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2009. „Motive individuellen Wahlverhaltens in Nebenwahlen: Eine theoretische Rekonstruktion und empirische Überprüfung". In: Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2005, eds. Jürgen W. Falter, Oskar Gabriel, and Bernhard Wessels. Wiesbaden; Verlag für Sozialwissenschaften, pp. 585-605
Schmitt, Hermann, Alberto Sanz and Daniela Braun