Changes in health behaviors, health indicators and behavioral intentions via individualized feedback on blood pressure and cholesterol status in cross-cultural comparison
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Rund die Hälfte aller Todesfälle wird durch veränderbare, verhaltensabhängige Risikofaktoren verursacht, wobei ungesunde Ernährung, körperliche Inaktivität, Rauchen sowie Alkoholkonsum die vier wichtigsten Risikoverhaltensweisen darstellen. Die World Health Organisation wie auch viele nationale Gesundheitsorganisationen berücksichtigen diese Entwicklung, indem sie das individuelle Risiko- und Gesundheitsverhalten in den Mittelpunkt von Gesundheitsinterventionen stellen. Aus der Perspektive der Gesundheitspsychologie und Gesundheitsförderung stellt sich damit die Frage, wie Menschen ihre eigene gesundheitliche Gefährdung einschätzen und welchen Einfluss Risikokommunikation auf die Risikowahrnehmung hat und wie Gesundheitsverhalten selbstregulativ gesteuert wird. Unser Projekt hat diese Prozesse anhand einer deutschen und koreanischen Stichprobe näher beleuchtet und folgende Ergebnisse erbracht: 1. Entgegen den Annahmen der bisherigen Risikoforschung werden ungünstige Risikorückmeldungen generell nicht weniger akzeptiert als günstige Risikoinformationen. Vielmehr scheint die Verarbeitung von einem adaptiven Reaktionsmuster insofern geprägt zu sein, dass ungünstige und unerwartete Risikoinformationen mehr Aufmerksamkeit erhalten, tiefer verarbeitet werden und deshalb auch häufiger Unterschiede in der Qualität bemerkt werden, was zu einer geringen Akzeptanzrate führt. Sowohl in der deutschen als auch in der koreanischen Stichprobe und anhand von zwei verschiedenen Risikoinformationstypen (Cholesterin, Blutdruck) konnte für diesen neuen Cue Adpative Reasoning Account (CARA-Ansatz) unterstützende Befundmuster aufgezeigt werden. 2. Die Betrachtung spontaner Reaktionen zeigte ferner, dass emotionale Reaktionen, Kognitionen zur Valenz und Erwartetheit der Risikorückmeldungen sowie zur Änderung des Lebensstils, die häufigsten Reaktionsformen darstellen. Die Akzeptanz der Information, die in der Forschung mit Abstand am häufigsten untersuchte Reaktionsform, spielte hingegen keine nennenswerte Rolle. Dies verweist darauf, dass die bisherige Forschung möglicherweise nicht die für die Verarbeitung zentralen Reaktionsformen untersucht hat, sondern eher seltene und möglicherweise wenig verhaltensrelevante Reaktionen. 3. Anhand einer Netzwerkperspektive wurden Art und Häufigkeit der spontanen Reaktionen sowie ihre Segmentierung und die Häufigkeit des gemeinsamen Auftretens untersucht. Die beobachteten Reaktionsmuster erwiesen sich in den meisten Fällen als angemessen und unterstützen den CARA-Ansatz. 4. Die Regulation des Gesundheitsverhaltens konnte sowohl in der deutschen als auch in der koreanischen Stichprobe gut durch den Health Action Process Approach (HAPA) abgebildet werden. Insbesondere die Selbstwirksamkeit erwies sich sowohl in der motivationalen als auch der volitionalen Phase als bedeutender Prädiktor für das Ernährungsverhalten und die körperliche Aktivität. Darüber hinaus zeigten sich differentielle Effekte. Sowohl für ältere koreanische als auch für ältere deutsche Untersuchungsteilnehmer konnte anhand des HAPA-Modells eine bessere Vorhersage des Verhaltens geleistet werden als für jüngere koreanische oder deutsche Teilnehmer. Ferner zeigt sich eine besser Vorhersageleistung für das Ernährungsverhalten von Frauen im Vergleich zu Männern. Dies legt die Interpretation nahe, dass gesundheitsbezogenes Verhalten wie Ernährung und körperliche Aktivität verschiedenen Funktionen dient und Gesundheitsverhaltensmodelle möglicherweise nur einen Teilaspekt abbilden können. Durch eine Einbeziehung z.B. von Erkenntnissen der Lebensspannenpsychologie könnten sozial-kognitive Gesundheitsverhaltensmodelle wie das HAPA-Modell entscheidend erweitert werden, ein Schritt, der bisher in der gesundheitspsychologischen Forschung noch aussteht.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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(2003). Hindsight bias after receiving self-relevant health risk information: A motivational perspective. Memory, 11, 455-472
Renner, B.
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(2003). Social-cognitive factors predicting health behavior change. In: J. Suls & K. Wallston (Eds.), Social psychological foundations of health and illness (pp. 169-196). Oxford: Blackwell
Renner, B. & Schwarzer, R.
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(2004). Biased reasoning: Adaptive responses to health risk feedback. Personality and Social Psychology Bulletin, 30, 384-396
Renner, B.
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(2005). Risikowahrnehmung und Gesundheitsverhalten. In: R. Schwarzer (Hrsg.). Gesundheitspsychologie. Enzyklopädie der Psychologie (S. 173- 193). Göttingen: Hogrefe
Renner, B. & Schupp, H.
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(2005). Risk and Health behaviors: Documentation of the scales of the research project „Risk Appraisal Consequences in Korea" (RACK). Bremen: International University
Renner, B., Schwarzer, R., Kwon, S., Spivak, Y. & Panzer, M.
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(2007). Age and health behaviour change: Differences in predicting physical activity of South Korean adults. Psychology & Aging, 22, 482-493
Renner, B., Spivak, Y., Kwon, S. & Schwarzer, R.
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(2007). Predicting different health behaviors of younger and older adults in South Korea. Dissertation. Berlin: Freie Universität Berlin
Spivak, Y.
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Gesundheitsverhalten alter Menschen. In: A. Kuhlmey & D. Schaeffer. Handbuch Alter, Gesundheit und Krankheit. Bern: Huber Verlag
Renner, B. & Staudinger, U. M.
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Social-cognitive predictors of eating a healthy diet in South Korean men and women. International Journal of Behavioral Medicine
Renner, B., Kwon. S., Yang, B.-H., Paik, K.-C., Kim, S. H., Roh, S., Song, J. & Schwarzer, R.
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To be or not to be at risk: Spontaneous reactions toward risk feedback. Psychology & Health
Panzer, M. & Renner, B.
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Spontaneous reactions to health risk feedback: A network perspective
Panzer, M. & Renner, B.