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Empathielernen im sozialen Kontext

Antragstellerin Dr. Anne Saulin
Fachliche Zuordnung Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534697423
 
Die Fähigkeit, sich in andere hineinzuversetzen, z.B. die Gefühle zu teilen, wenn man sieht, wie andere leiden, ist eine zentral menschliche Fähigkeit, die auch als gesellschaftlicher Kitt wirkt. Da Empathie eine der wichtigsten Triebfedern für Hilfeverhalten und Kooperation ist, ist es von großem Interesse, Faktoren zu ermitteln, die die Bildung von Empathie fördern können. Jüngste Arbeiten in den Computational Neurosciences haben herausgefunden, dass Empathie auf der Grundlage von Feedback-Lernen gebildet werden kann, einem Prozess, der mathematisch durch Verstärkungslernmodelle beschrieben werden kann. Solche Lernprozesse und die damit verbundene Gehirnaktivierung können entscheidend von verschiedenen sozialen Faktoren beeinflusst werden, z. B. davon, wie sich Peers in einer bestimmten Situation verhalten. Das heißt, Menschen lernen ein Verhalten leichter, wenn Peers dieses Verhalten zeigen, als wenn sie alleine lernen. Ob Empathielernen durch ähnliche Mechanismen beeinflusst wird, ist jedoch unklar. Dieses Projekt wird sich mit der offenen Frage befassen, wie die empathischen Reaktionen von Peers den Prozess der Empathiebildung gegenüber einer anderen Person beeinflussen. Um diese Frage zu untersuchen, wird das Projekt mathematische Methoden der Verhaltensmodellierung mit funktioneller Magnetresonanztomographie kombiniert (modellbasierte fMRI). Basierende auf einem erfolgreich implementierten sozialen Belohnungs-Lern-Paradigma werden gesunde Teilnehmende (Tn) empathieverstärkende Ereignisse erleben und ihre empathische Reaktion entweder allein (Basis-Lernphase) oder in einer Gruppe von Peers (soziale Lernphase) bewerten. Im Kontext der Peer-Gruppe geben die Tn zunächst ihre empathische Reaktion an und sehen dann die empatschischen Reaktionen der Peers. Danach können die Tn entscheiden, ob sie ihre ursprüngliche Bewertung ändern wollen. Um zu untersuchen, wie Peerverhalten das Empathielernen beeinflusst, werden verschiedene Modelle des Verstärkungslernens entwickelt und getestet, und die Modellparameter werden mit der neuronalen Aktivierung sowie den Verbindungen zwischen den Gehirnregionen verknüpft. Auf Basis der vorhandenen Literatur, u.a. eigener früherer Arbeiten, wird die Hypothese aufgestellt, dass das Verhalten hoch empathischer Peers Empathielernen erleichtert und dass das Ausmaß des Peereinflusses mit der Aktivierung im anterioren cingulären Cortex, der anterioren Insel und der temporo-parietalen Verbindung sowie mit der Stärke ihrer funktionellen Konnektivität zusammenhängt. Die Ergebnisse dieses Projekts werden neue Erkenntnisse darüber liefern, wie wir Empathie gegenüber anderen im sozialen Kontext einer Peer-Gruppe entwickeln, einer Situation, die wir in unserem täglichen Leben häufig erleben. Darüber hinaus beinhaltet das Projekt wichtige Open-Science-Praktiken wie die Registrierung von Design und Analysen sowie die Bereitstellung von Materialien, Code und Daten, um replizierbare und reliable Studien zu ermöglichen.
DFG-Verfahren WBP Stipendium
Internationaler Bezug Großbritannien
 
 

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