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Chronologie der letzten Vergletscherung der Mittelgebirge Zentraleuropas

Antragsteller Dr. Felix Martin Hofmann
Fachliche Zuordnung Physische Geographie
Paläontologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534739108
 
Kleinere Eiskappen und Gletscher sind für die Rekonstruktion von Klima- und Umweltbedingungen besonders geeignet, da sie sehr sensitiv auf Klimaveränderungen auf kürzeren Zeitskalen reagieren. Altersdaten von Moränen und erratischen Blöcken bestätigen, dass der Jura, die Vogesen, der Südschwarzwald, der Bayerische Wald, der Böhmerwald und das Riesengebirge während des Marinen Isotopenstadiums (MIS) 2 (ca. 29.000 – 14.000 Jahre vor heute) zeitweise von solchen Eismassen bedeckt waren. Der Nordschwarzwald und der Harz könnten auch vergletschert gewesen sein, wobei diese Hypothese noch nicht mit modernen Verfahren der Altersbestimmung validiert worden ist. Frühere Studien gehen davon aus, dass einige Gletscher der Alpen ihren letzten Maximalstand vor 26.000 – 24.000 Jahren erreichten und mit feuchten Luftmassen aus dem Mittelmeerraum versorgt wurden. Mithilfe der Altersbestimmung der letzten Vergletscherungsmaxima im Nordschwarzwald und im Harz wäre eine Überprüfung dieser Hypothese möglich, da die dortigen Eiskörper im Regenschatten der Alpen gelegen haben dürften. Andere terrestrische Archive, wie zum Beispiel Seeablagerungen, kommen in den Mittelgebirgsregionen nur selten vor und reichen zeitlich oft nicht weit genug zurück, weshalb ihr Potenzial für die Rekonstruktion damaliger Umweltbedingungen als begrenzt einzustufen ist. Mit den Moränensequenzen stehen wertvolle Archive zur Verfügung, die nach der Anwendung moderner Verfahren der Altersbestimmung Einblicke in die Klimageschichte und atmosphärische Zirkulationsmuster ermöglichen. Im Rahmen des Projekts soll geklärt werden, ob der Harz und der Nordschwarzwald während des Spätpleistozäns vergletschert waren. Zudem soll die Frage beantwortet werden, ob die letzten Vergletscherungen dieser Mittelgebirgsregionen zeitgleich mit den Alpengletschern ihren Höhepunkt erreichten. Ein weiteres Ziel des Projekts besteht in der Rekonstruktion von Gletscherschwankungen während der anschließenden Deglaziation des Harzes und des Nordschwarzwaldes. Die für das Projekt gewonnenen glazialen Befunde werden hinsichtlich ihrer Bedeutung für die damaligen Klimabedingungen und atmosphärische Zirkulationsmuster diskutiert. Für die Kartierung von Vergletscherungsspuren in den Untersuchungsgebieten sollen erstmals hochauflösende digitale Geländemodelle systematisch eingesetzt werden. Die vorläufigen Kartierungen werden im Rahmen von Feldkampagnen verifiziert. Im Harz werden die Sedimente eines ehemaligen Eisstausees sedimentologisch untersucht. Die Altersbestimmung der Sedimente stützt sich auf Lumineszenzdatierungen. Die Datierung von Moränen basiert auf Oberflächenexpositionsdatierungen mit dem terrestrischen kosmogenen Nuklids Be-10. Die Rekonstruktion von Gletscheroberflächen auf Basis der geomorphologischen Befunde wird die Berechnung von Gleichgewichtslinien ehemaliger Gletscher ermöglichen, die dann zur Quantifizierung von Niederschlägen inwertgesetzt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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