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Transnationaler Humanitarismus und Flüchtlingspolitik im Zeitalter der Weltkriege. Eine Beziehungsgeschichte politischer Akteure und humanitärer Aktivist:innen
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Ruth Nattermann
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534740599
Das Projekt richtet den Fokus auf ausgewählte Protagonisten und Protagonistinnen transnationaler humanitärer Hilfe und Flüchtlingspolitik im Zeitalter der Weltkriege. Der thematisch-geographische Schwerpunkt liegt auf Italien, Südeuropa und dem Mittelraum, der neuerdings ins Zentrum der einschlägigen Historiographie rückt. Die anvisierte Personengruppe umfasst Politiker, Diplomaten und Juristen:innen der Flüchtlingskommissariate des Völkerbunds bzw. der United Nations, sowie Aktivist:innen und Wissenschaftler:innen humanitärer Organisationen. Die wichtigste Quellengrundlage des Forschungsvorhabens bilden in großer Zahl vorhandene, bisher jedoch weitgehend unerschlossene Egodokumente, darunter unveröffentlichte Briefe, Tagebücher, autobiographische Texte und Memoiren der involvierten Akteur:innen. Anhand ihrer Biographien, politischen Ideen, kulturellen Begegnungen und gesellschaftspolitischen Initiativen sind die bislang kaum erforschten Beziehungen, Konvergenzen, Widersprüche und Konflikte zwischen den handelnden Personen zeitgenössischer Flüchtlingspolitik und eines transnationalen Humanitarismus aus einer historischen Langzeitperspektive zu untersuchen, die vom Ende des Ersten Weltkriegs bis in die Frühzeit des Kalten Krieges reicht. Der quellenkritische Zugang akzentuiert das innovative Potential einer personenbezogenen Perspektive. Mittels des Fokus auf Egodokumenten treten zudem in der Humanitarismus-Forschung neuerdings geschärfte geschlechtergeschichtliche Fragestellungen in den Vordergrund. Ein besonderes Interesse gilt den derzeit verstärkt hinterfragten ideologischen und religiösen Motiven humanitären Engagements, der Herausbildung transnationaler Netzwerke und epistemischer Gemeinschaften. Angenommen wird, dass die Analyse privater Dokumente einen neuen, veränderten Blick auf Gewalterfahrungen, ideologische und religiöse Selbstverortungen, aber auch politische Kontroversen und Konflikte zwischen staatlichen Entscheidungsträgern und humanitären Aktivist:innen im Zeitalter der Weltkriege eröffnen kann. Das Projekt versteht sich als Beitrag zur transnationalen Geschichte, zur neuen Geschichte des Humanitarismus und zur Migrationsgeschichte. Die erzielten Ergebnisse sollen in Form einer Monographie veröffentlicht werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen