Roman baroque drawings in the collection of Martin von Wagner (1777-1858)
Final Report Abstract
Den Maler und Bildhauer Johann Martin von Wagner (1777-1858), der als römischer Kunstagent des bayerischen Kronprinzen und nachmaligen Königs Ludwig I. von 1804 - 1858 in Rom lebte, kennt man vor allem als erfolgreichen Käufer einer langen Reihe bedeutender Antiken, die den Kernbestand der Münchener Antikensammlung ausmachen. Daß Wagner neben seiner offiziellen Sammeltätigkeit auch eine umfangreiche private Kunstsammlung anlegte, die sich heute im Besitz der Universität Würzburg befindet und deren Kern etwa 3000 italienische Zeichnungen bilden, ist dagegen nur wenigen bekannt. Ein größerer Teil dieser Sammlung, die römischen Zeichnungen von 1600-1800, wurde in einem Bestandskatalog erschlossen. Gleichzeitig wurden Profil und Struktur der gesamten Sammlung untersucht und damit Erkenntnisse über den Sammler Wagner gewonnen. Der Bestandskatalog der etwa 440 römischen Zeichnungen, von denen bis zum Projektbeginn nur etwa 10% zuvor publiziert worden waren, leistet durch etwa 330 Neuzuschreibungen einen wichtigen Beitrag zur römischen Zeichenkunst insbesondere des Settecento. Einer Anzahl von römischen Künstlern des 18. Jh., die vorher als Zeichner nicht greifbar waren, können nun erstmals Blätter sicher zugeschrieben werden. Für eine weitere Gruppe ist die Basis der bekannten Zeichnungen erheblich verbreitert werden. Die Untersuchung der sammlungshistorischen Fragen lieferte grundsätzliche Erkenntnisse zur Sammlung selbst und zur Person des Sammlers. Sowohl die Herkunft vieler Zeichnungen aus römischen Sammlungen konnte ermittelt werden, wie auch die Art und Weise, wie Wagner seine Zeichnungen erwarb, nämlich als ausgewählte Einzelstücke. Erkennbar ist dabei ein enzyklopädisches Sammlungsprinzip: Möglichst viele verschiedene Künstler sollten in der Sammlung mit Beispielen ihrer Zeichenkunst vertreten sein. Anders als seine sammelnden Zeitgenossen interessierte sich Wagner nicht für Zeichnungen des Quattrocento. Daß dies eine geschmacksbedingte Entscheidung war, zeigt sich in vielen seiner Kunsturteilen, die in seiner Korrespondenz überliefert sind, ebenso wie in seiner lebenslangen Ablehnung der Kunst seiner nazarenischen Zeitgenossen, deren Ideal ja gerade die Kunst des Quattrocento war. Mit seinem nahezu ausschließlichen Interesse an Werken der klassischen Tradition der italienischen Malerei stellte Wagner unter den Sammlern seiner Epoche somit eine Ausnahme dar. Obwohl dem Maler und Bildhauer seine Zeichnungssammlung nicht als Vorbilderrepertoire diente, folgte er doch der Tradition der Werkstattsammlungen, die er bei seinem Vater, dem Würzburger Hofbildhauer Johann Peter Wagner, kennengelernt hatte, nämlich der Dokumentation der künstlerischen Tradition, der er sich selbst zugehörig fühlte.
Publications
- Johann Martin von Wagner (1777-1858) - ein deutscher Bildhauer in Rom und seine Zeichnungssammlung, in: Kolloquium zur Skulptur des Klassizismus, hrsg. v. Birgit Kümmel und Bernhard Maaz, Bad Arolsen 2004, 131-140
Stefan Moret
- Ein deutscher Maler des 18. Jahrhunderts in Rom. Zeichnungen von Clemens Anton Lünenschloß für den Concorso Clementina der römischen Accademia di San Luca von 1706, in: Marburger Jahrbuch für Kunstgeschichte 32, 2005, 255-270
Stefan Moret
- Auswahlkatalog italienischer Zeichnungen aus dem Besitz Martin von Wagners, in: Ausstellungskatalog Johann Martin von Wagner - Künstler, Sammler und Mäzen, Würzburg 2007, 171-173; 176-177; 179-185; 186-210; 213-221
Stefan Moret
- Martin von Wagner als Künstler und Kunstagent in Rom, in: Ausstellungskatalog Johann Martin von Wagner - Künstler, Sammler und Mäzen, Würzburg 2007, 23-32
Stefan Moret
- Martin von Wagners Sammlung italienischer Zeichnungen, in: Ausstellungskatalog Johann Martin von Wagner - Künstler, Sammler und Mäzen, Würzburg 2007,157-168
Stefan Moret
- Zur Ausstellung italienischer Zeichnungen, in: Ausstellungskatalog Johann Martin von Wagner - Künstler, Sammler und Mäzen, Würzburg 2007, 169-170
Stefan Moret