Detailseite
Projekt Druckansicht

Auswirkungen der Erwerbsarbeit ultraorthodoxer israelischer Frauen auf deren Selbstverständnis

Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung von 2002 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5349384
 
Die (osteuropäische) Ultraorthodoxie reagierte zunächst auf Modernisierung und Säkularisierung, dann auf den Zionismus mit der Gründung von Kollelim: die hermetische Absonderung männlicher Juden in lebenslangen Lehr- und Lernanstalten. Was in Osteuropa eine Einzelerscheinung war, wird in Israel nach 1948 (Staatsgründung) zum Massenphänomen: ca. 70-80 v.H. aller ultraorthodoxen israelischen Männer lernen und lehren in Kollelim über eine Zeitspanne vom 5. bis 50. Lebensjahr. Kollelim in diesem Umfang waren nur unter drei Bedingungen möglich: (a) ihrer Anerkennung als drittes, unabhängiges Erziehungswesen bei finanzieller staatlicher Unterstützung; (b) massiven Spenden von Juden aus dem westlichen Ausland; (c) Erwirtschaftung des Familienunterhalts durch Frauen-Erwerbstätigkeit innerhalb des Rahmens der orthodoxen Gemeinschaft. Seit Anfang der 1980er erodierenn alle drei Subsistenzquellen, so daß die ultraorthodoxe Gemeinschaft heute in der Mehrheit unter dem Existenzminimum lebt. Die seit ca. 10 Jahren zunehmende Erwerbstätigkeit ultraorthodoxer Frauen im öffentlichen Arbeitsmarkt fungiert deshalb als Lösung der sozio-ökonomischen Krise der ultraorthodoxen Gemeinschaft. Damit gerät das ultraorthodoxe Lebensprinzip hermetischer Absonderung unter massiven Druck. Untersucht werden Frauen nach drei Erwerbsarbeitstypen: (a) selbständig Gewerbetreibende; (b) mittlere Angestellte in privaten und öffentlichen Unternehmen; (c) akademisch ausgebildete Frauen in gehobenen, professionellen Positionen. Die Forschung erfolgt nach Methoden der qualitativen narrativen Biographieforschung; sie schließt als Kontrollgruppen Vertreter des rabbinisch-orthodoxen Establishments und amtliche Publikationen - i.d.R. ultraorthodoxe Wochen- und Monatszeitschriften - ein.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung