Selbstbewußtsein und praktische Identität. Eine Untersuchung über Fichtes Wissenschaftslehre nova methodo

• Antragsteller: Privatdozent Dr. Christian Klotz
• Fachliche Zuordnung: Geschichte der Philosophie
• Förderung: Förderung von 2001 bis 2002
• Projektkennung: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5349819

Die Wissenschaftslehre "nova methodo" ist Fichtes zweite Darstellung der Grundlagen seiner Philosophie. Ihr Spezifikum ist darin zu sehen, daß Fichte nun verstärkt darauf aus ist, das Prinzip seiner Theorie - das "Ich" - als aktuales Element allen Bewußtseins aufzuweisen, wenn dessen Bewußtheit auch eine andere ist als die eines "Objekts", d.h. eines intentionalen Gegenstands. Diese Absicht schlägt sich methodisch darin nieder, daß der Prinzipiengedanke nun explizit in Schritten eingeführt wird, die den Standpunkt wirklichen Selbstbewußtseins zum Ausgang nehmen. Die methodologischen Überlegungen, die sich hiermit verbunden haben, sind Gegenstand des ersten Teils der Arbeit. Im Mittelpunkt der Untersuchung aber steht das Zusammenspiel von Thesen über "Denken", über dessen eigentümliche (vorreflexive) Bewußtheit und über Selbstbewußtsein, mit denen das Grundkonzept vom "Ich" in Fichtes Darstellung eingeführt wird. Dieser Zusammenhang wird nicht nur in einer immanenten Textauslegung rekonstruiert, sondern auch in den Kontext neuerer, innerhalb der "analytischen" Philosophie aufgekommener Diskussionen über Bewußtsein und Selbstbewußtsein gestellt. Im dritten, abschließenden Teil der Arbeit wird die Konzeption eines primären Bewußtseins eigenen "Wollens" erörtert, die Fichte an den bewußtseinstheoretisch begründeten Ichbegriff anschließt. Von ihr ist zu zeigen, daß sie dem - wesentlich "praktisch" verfassten - Identitätsbewußtsein gilt, das selbstbewußte Wesen als Personen kennzeichnet. Fichtes Darstellung rekonstruiert somit den für Personen wesentlichen Identitätsgedanken auf der Basis einer Theorie der ihn ermöglichenden Grundbestimmungen von Bewußtsein und Selbstbewußtsein. Dieses Ergebnis ermöglicht es schließlich, Fichtes Darstellung in den Kontext neuerer Diskussionen über den Personenbegriff zu stellen.

• DFG-Verfahren: Publikationsbeihilfen