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Komik und Behinderung im Schnittpunkt von Kultur-, Medien-, Sozial- und Bildungswissenschaften
Antragstellerin
Professorin Dr. Susanne Hartwig
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Soziologische Theorie
Theater- und Medienwissenschaften
Erziehungswissenschaftliche Sozialisations- und Professionalitätsforschung
Soziologische Theorie
Theater- und Medienwissenschaften
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 534997547
Behinderung wird kulturübergreifend eher als ernste Angelegenheit empfunden, doch finden sich komische Darstellungen von Menschen mit Behinderung seit jeher. Dennoch gibt es bislang so gut wie keine theoretisch und methodisch fundierten Auseinandersetzungen mit der Thematik „Komik und Behinderung“, weder in den Kultur- oder Medienwissenschaften noch in den Sozial- und Bildungswissenschaften. Es fehlt nicht nur an umfassenden Theorien, sondern bereits an Bestandsaufnahmen und Analysen konkreter fiktionaler und nicht-fiktionaler Texte. Dabei ist die Frage danach, unter welchen Bedingungen komische Darstellungen von Behinderung positive Vorstellungsbilder von Menschen mit Behinderung fördern, im Lichte der UN-Behindertenrechtskonvention von 2006 und im Zusammenhang mit Inklusion aktueller als je zuvor. Sieht man Komik und das damit verbundene Lachen als menschliche Reaktion auf Beeinträchtigungen von Handlungsmöglichkeiten und auf Normverletzungen an, wird unmittelbar das ambivalente Potential von Komik für das Thema Behinderung deutlich: Die Gemeinschaft kann wegen oder trotz der Behinderung, über die betroffenen Menschen oder mit ihnen lachen. Das geplante Netzwerk erschließt das Thema in drei aufeinander aufbauenden Arbeitstreffen systematisch aus drei Richtungen. In einem ersten Treffen werden verschiedene Arten von Komik und deren Potential bei der Inklusion und Exklusion von Menschen mit Behinderung analysiert, im lebensweltlichen wie im fiktionalen (ästhetischen) Kontext. Beide Kontexte unterscheiden sich grundlegend in Bezug auf Ernst bzw. Harmlosigkeit der Komik. In einem zweiten Treffen sollen mediale Besonderheiten bei der komischen Darstellung von Behinderung herausgearbeitet werden. Auch hier liegt wieder der Fokus auf dem inklusiven Potential der Texte, insbesondere derjenigen, die über die Sozialen Medien vermittelt werden. In einem dritten Treffen soll schließlich das didaktische Potential des Themas „Komik und Behinderung“ erschlossen werden. Es widmet sich der Frage, welche Relevanz die Ergebnisse der ersten zwei Tagungen in Bildungsprozessen haben und wie sie in Bildungseinrichtungen (Schule/Hochschule), aber auch auf informellerer Ebene (Blog, Social Media) vermittelt werden können. Dabei soll didaktisches Material entwickelt werden, das inklusive Bildungsprozesse inspirieren und anstoßen kann. Das Projekt beinhaltet neben den Arbeitstreffen und zwei Buchpublikationen auch den Aufbau einer Datenbank, die Vermittlung didaktischen Material über soziale Plattformen sowie die Durchführung einer Online-Ringvorlesung. Das Netzwerk setzt sich zusammen aus Vertreter:innen der Sozial-, Erziehungs-, Literatur-, Kultur-, Medien-, Theater- und Filmwissenschaften sowie aus Gästen, die von Behinderung betroffen sind, einen besonderen künstlerischen Zugang zu Menschen mit Behinderung haben oder Angehörige von Menschen mit Behinderung sind.
DFG-Verfahren
Wissenschaftliche Netzwerke