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Der Gottesknecht des Jesajabuches und die Rechtfertigung aus Glauben im Römerbrief des Paulus

Antragsteller Dr. John Cowan
Fachliche Zuordnung Evangelische Theologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535039640
 
Das Ziel des Projekts besteht darin, zu klären, wie die paulinische Rechtfertigungstheologie im Römerbrief auf Gottesknecht-Texte aus dem Jesajabuch Bezug nimmt und von ihnen beeinflusst wird. In mindestens fünf Briefabschnitten stehen bedeutsame Bezüge auf jene Knechtstexte in großer Nähe zu Rechtfertigungsaussagen: explizit Zitate in Röm 10,15–16 (Jes 52,7; 53,1) und klare Anspielungen in Röm 2,19 (Jes 42,6f./49,6), 4,25 (Jes 53,12), 5,15–19 (Jes 53,11) und 8,32–34 (Jes 50,8; 53,6). Der Umfang dieses Textmaterials, die Platzierung einiger Teile davon an Schlüsselstellen und seine thematische Verknüpfung mit den einleitenden Abschnitten des Briefes (Röm 1,1–4. 16f.) lassen darauf schließen, dass heir ein wichtiger Forschungsgegenstand vorliegt. Um ein historisch fundiertes Verständnis dieses Textmaterials zu erreichen, soll das Projekt Verwendung der jesajanischen Knechtstexte durch Paulus im Kontext antikjüdischer Jesajarezeption verorten. Im Rückgriff auf meine vorausliegenden Untersuchungen zur Deutung dieser Texte in der jüdischen Tradition lässt sich aufzeigen, wo die Lesestrategien und Interpretationen des Paulus in breitere Auslegungsströmungen passen, sich von ihnen abheben oder dialogisch auf sie bezogen sind. Obwohl einige neuere Arbeiten die Verbindung zwischen Rechtfertigungsaussagen und dem Gottesknecht-texten als vielversprechendes Forschungsthema identifiziert haben (z.B. Hofius, Bird, Watson, Beale, Jipp), ist es noch nicht umfassend bearbeitet worden. Die ausführlichste Analyse stammt von Stuhlmacher, der das untersuchte Textmaterial aber für vorpaulinisch hält. Dieser Ansatz dürfte das Maß der eigenen Beschäftigung des Paulus mit jenen Textpassagen unterschätzen, wie es in der Verbindung zwischen ihren ursprünglichen Kontexten und den Kontexten der Schriftbezüge im Römerbrief deutlich wird. Die geplante Studie wird damit klärend zu drei breiten Debatten der Paulusforschung beitragen. Erstens habe einige einflussreiche Gelehrte des 20. Jahrhunderts die Relevanz der jesajanischen Gottesknecht-Texte für Paulus unbedeutend eingestuft (z.B. Bultmann, Hooker), während neure Studien dies bestritten; mein Projekt soll die Wiederentdeckung seiner Auseinandersetzung mit diesen Texten durch die Aufdeckung umfassender Bezüge im Römerbrief weiterführen. Zweitens ist die paulinische Deutung des Jesajabuches im Römerbrief und darüber hinaus in der jüngeren Forschung intensiv erörtert worden (z.B. Hays, Wagner, Wilk); mein Projekt soll diese Forschung vertiefen, indem sie das Textmaterial aus wirkungsgeschichtlicher Perspektive angeht und dabei die Beziehung zwischen Rechtfertigungsaussagen und Rückbezügen auf den Gottesknecht klärt. Drittens ist der Sinngehalt der paulinischen Rechtfertigungsaussagen als solcher in der neutestamentlichen Wissenschaft umstritten; mein Projekt soll deren Verständnis befördern, indem es einen häufig vernachlässigten Aspekt ihres traditionsgeschichtlichen Hintergrunds ausleuchtet.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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