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Die Narrative, die uns spalten und die uns zusammenführen: Neuronale und behaviorale Synchronie in sozialen Interaktionen von Personen aus historischen Opfer- und Tätergruppen
Antragsteller
Professor Dr. Leonhard Schilbach
Fachliche Zuordnung
Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Kognitive, systemische und Verhaltensneurobiologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535106243
Die soziale Neurowissenschaften bzw. die Zweite-Person-Neurowissenschaft untersucht die neuronalen und behavioralen Mechanismen sozialer Interaktion und fokussiert hierbei (u.a.) auf das Phänomen der interpersonellen Synchronie, die wesentlich für wechselseitige Empathie und Kooperation zu sein scheint. Das Zustandekommen von interpersoneller Synchronie kann aber von den subjektiven Wahrnehmungsfiltern und Narrativen beeinflusst sein, die Menschen stets nutzen, um die objektive Realität zu verstehen. Das hier beschriebene Forschungsprojekt schlägt vor, diese Erkenntnisse im Kontext von Intergruppenbeziehungen und Versöhnung von Gruppen zu untersuchen. Unter Verwendung des etablierten, bedürfnis-basierten Modells der Versöhnung sollen deutsch-jüdische Beziehungen dahingehend untersucht werden, ob sich die neuronale Aktivität bei Mitgliedern von historischen Opfer- und Tätergruppen unterscheidet, wenn sie mit naturalistischen Stimuli konfrontiert werden, die die historische Tat darstellen. Weiterhin soll untersucht werden, ob eine identitäts-affirmative Intervention, von der bekannt ist, dass sie Versöhnungstendenzen hervorrufen und das Narrativ der Gruppe spezifisch ansprechen kann, sich auf neuronale und behaviorale Maße der interpersonellen Synchronie auswirkt. In Studie 1 werden deutsche und jüdische TeilnehmerInnen Ausschnitte von Dokumentarfilmen im MRT-Scanner anschauen, um zu untersuchen ob und in welcher Hinsicht sich Hirnaktivitätsunterschiede in Reaktion auf Holocaust-assoziierte Darstellungen zeigen. Weiterhin soll untersucht werden, ob Personen nach einer identitäts-affirmativen Intervention stärkere Versöhnungstendenzen und größere Offenheit für das Narrativ der anderen Gruppe aufweisen sowie ein höheres Maß an interpersoneller Synchronie in den Hirnaktivitätsdaten. Studie 2 untersucht die interpersonelle Synchronie auf behavioraler und physiologischer Ebene (Gesichtsausdrücke & Herzratenvariabilität) zwischen deutschen und jüdischen TeilnehmerInnen im Rahmen von Zoom-vermittelten, sozialen Interaktionen. Hierbei wird erneut der Einfluss der identitäts-affirmativen Intervention bei beiden Gruppen untersucht. Zusammenfassend werden diese Studien den Weg bereiten, um die Rolle neuronaler, physiologischer und behavioraler Synchronie im Rahmen von Intergruppenbeziehungen und der Versöhnung von Gruppen zu untersuchen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Israel
ausländ. Mitantragstellerinnen
Professorin Dr. Nurit Shnabel; Dr. Yaara Yeshurun-Dishon