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Vorurteile und Anthropologie in der Literatur der deutschen Aufklärung - Vorurteile im Verhalten. Pragmatisierung der aufklärerischen Vorurteilsdiskussion im Verhaltensschrifttum der anthropologischen Wende

Antragsteller Professor Dr. Manfred Beetz (†)
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 2001 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5464958
 
Die anthropologische Wende relativiert Erkenntnis und Erkennbarkeit des anderen. Soziale Selbstinszenierungs- und interpersonelle Wahrnehmungsstrategien werden als individual- und sozialanthropologisch bedingte Prozesse in ihrer Reziprozität und Relativität verstanden. Die Verhaltensdiskussion differenziert sich von Regulierungsversuchen und Erwartungshaltungen einer normativen Anthropologie zu verhaltensanweisenden, -analysierenden und -begründenden Texten aus. Der verhaltensgesteuerte Prozeß der Erkenntnis und Beurteilung des Gegenübers (über Zuschreibung sozialer Vorurteile hinaus) verbindet Anthropologie-, Vorurteils- und Verhaltensdiskurs. Er wird hier aus den beiden Perspektiven der Verhaltensschriften konturiert: aus der Anleitung zur Selbstdarstellung, die Vorurteilsbildung beim sozialen Gegenüber initiieren soll (Vorurteilsproduktion), und aus der Anleitung zur Beurteilung eines Handelnden, die nicht dem von diesem provozierten Vorurteil unterliegen soll (Vorurteilsdestruktion). Verhaltensschriften übertragen den anthropologischen Diskurs in die Lebenswelt (Pragmatisierung): Sie vermitteln zwischen normativen und nichtnormativen Gesellschafts- und Individualitätskonzepten und prüfen Diskursergebnisse auf Praktikabilität. Insofern tragen sie entscheidend zur Selbstreflexion der Aufklärung bei.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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