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Langfristvorhaben: Römische Inquisition und Indexkongregation von 1542 bis 1966

Fachliche Zuordnung Katholische Theologie
Förderung Förderung von 2002 bis 2017
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5352904
 
Erstellungsjahr 2025

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Mehr als 400 Jahre lang, von der Reformation bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil, haben Päpste systematisch Bücher verboten. Im kollektiven Gedächtnis ist dieses Kapitel so fest verankert, dass selbst Nichtkatholiken und Konfessionslosen den päpstlichen „Index der verbotenen Bücher“ kennen und er als Gegenpol zur Meinungs- und Pressefreiheit fungiert. Die im Langfristvorhaben erarbeiteten Bände der Grundlagenforschung stellen ein einzigartiges Forschungsinstrument zur Geschichte der päpstlichen Buchzensur zur Verfügung, das die Quellen erschließt und zugleich analytisch nutzbar macht. Erstens werden die Plakatdrucke (Bandi), mit denen die Bücherverbote vom 16. bis zum 19. Jh. in Rom rechtskräftig bekannt gemacht wurden und auf denen der „Index Librorum Prohibitorum“ basiert, vollständig ediert. Die Edition bietet zudem eine exakte bibliografische Identifikation der verbotenen Bücher und einen kritischen Apparat zum jeweiligen Entstehungs- und Redaktionsprozess. Zweitens wird ein Systematisches Repertorium erstellt, das alle zensurierten Bücher, verbotene wie „freigesprochene“, verzeichnet. Dieses enthält neben der bibliografischen Identifikation Informationen zu den einzelnen Zensurverfahren: Verfasser der Gutachten, die Ergebnisse des Verfahrens und die archivalischen Fundorte der Prozessunterlagen. Drittens liefert eine Prosopographie bio-bibliografische Profile der Zensoren und Kongregationsmitarbeiter, die deren Funktionen, kuriale Karriere, Netzwerke und intellektuelle Milieus transparent machen. Ferner werden die vom jeweiligen Zensor zur Buchzensur verfassten Gutachten aufgelistet und ihr Schriftenverzeichnis sowie einschlägige Sekundärliteratur angeschlossen. Das Langfristvorhaben schlägt systematisch eine auf die Buchzensur fokussierte Schneise durch das zu Projektbeginn 2002 neu zugängliche und bis dahin weitgehend unexplorierte, insgesamt 5.500 Archiveinheiten starke Material des ADDF. Für das 16. bis 19. Jh. wurden in der Edition der 606 Bandi in einer wissenschaftlichen Edition versammelt. In den Systematischen Repertorien wurden etwa 4.750 von der Römischen Inqusition verhandelte Zensurfälle und 978 Sitzungen der Indexkongregation mit insgesamt etwa 7.800 Verhandlungen verzeichnet. In der personengeschichtlichen Sparte des Projekts wurden etwa 2.240 Kardinäle, Beamte und Fachgutachter bio-bibliographisch beschrieben, die im Auftrag der Päpste Bücher zensierten. Der Abschluss der DFG-geförderten Grundlagenforschung eröffnet die Möglichkeit, die römische Buchzensur nicht nur im punktuellen oder synchronen Zugriff, sondern verstärkt auch in der Perspektive der „longue durée“ zu erforschen. Die Rekonstruktion der langfristig bestimmenden – und z. T. bis in die heutige Diskussion nachwirkenden – römischen Argumentationsstrukturen in der Auseinandersetzung mit heterodoxen Zeiterscheinungen wird damit auf eine ganz neue Grundlage gestellt.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

 
 

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