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Lachen und Komik in Giovanni Boccaccios Decameron
Antragstellerin
Professorin Dr. Elisabeth Arend
Fachliche Zuordnung
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5356226
Die vorliegende Arbeit macht es sich zur Aufgabe, einen wichtigen Aspekt des Decameron erstmals systematisch zu untersuchen und hinterfragt dabei den scheinbar selbstverständlichen Nexus von Lachen und Komik. Sie kommt zu dem Ergebnis, dass es zwar keine Komik ohne (implizites) Lachen gibt, sehr wohl aber Lachen ohne Komik. Lachen und Komik werden dabei als Diskurse verstanden. Die Novellensammlung wird aus dieser Perspektive als Schlüsseltext einer noch ungeschriebenen Geschichte des Lachens in der italienischen Literatur und Kultur gelesen. Dabei werden jene Einsichten der zeitgenössischen Decameron-Forschung vertieft, die die ernsthafte, ethisch-philosophische Tiefendimension des Werks betonen. Kapitel 1 der Arbeit stellt die publikationssoziologischen Voraussetzungen dar und interpretiert die Kultur der Età comunale als eine doppia cultura, eine kulturelle Zweisprachigkeit. Aus dieser Perspektive wird Komik als ein Verfahren der Übersetzung aufgefasst. Ein weiterer Abschnitt zur Theoriegeschichte der Komik und des Lachens rundet den notwendig umfangreichen ersten Teil ab. Kapitel 2 reflektiert vor dem Hintergrund der Boccaccioschen Dichtungskonzeption und der damaligen Humoralmedizin die poetologsch-anthropologischen Voraussetzungen für eine Interpretation des Lachens als therapeutischem Mittel. Kapitel drei untersucht das Lachen im Decameron und insistiert nach einer Analyse aller Lachreferenzen des Werks auf der Rolle des Lachens bei der Konstruktion des Novellariums. Das vierte Kapitel untersucht die Komik des Decameron, zuerst durch eine intertextuelle Analyse, dann anhand der Betrachtung der wichtigen Typen komischer Novellen. Komische Textur und komischer Diskurs können als eine komplexe künstlerische Antwort auf die Infragestellung bis dahin gültiger Werte und Normen durch den tiefgreifenden Wandel in Wirtschaft und Gesellschaft während der Età comunale verstanden werden. Überlegungen über die Grenzen des Komischen beschließen die Arbeit.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen