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Merkmalsbasierte Aufmerksamkeit bei der visuellen Suche: Verlagerung des Schwerpunkts von der Verarbeitung von Ziel- und Ablenkungsreizen auf die Verarbeitung von nicht relevanten Elemten im Suchdisplay

Antragsteller Dr. Norman Forschack
Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535622746
 
Die Suche nach relevanten Objekten inmitten störender Einflüsse ist ein langjähriges Forschungsthema. Bei der visuellen Suche wird kontrovers diskutiert, ob alle salienten Stimuli unabhängig von ihrer Relevanz Aufmerksamkeit auf sich ziehen oder ob die Zuweisung von Aufmerksamkeitsressourcen durch zielgerichtete Suche beeinflusst werden kann. Eine prominente Hypothese besagt, dass Pop-Out-Reize, also Distraktoren, die sich in mindestens einem Merkmal (z. B. Farbe) abheben, unterdrückt werden können und somit die Suche nach dem Zielobjekt erleichtern, anstatt die Sucheleistung zu verringern. Frühere Studien unterstützten diese Sichtweise nicht nur durch Verhaltensdaten, sondern berichteten auch über ereigniskorrelierte Potenziale (EKPs) der Elektroenzephalographie (EEG), die spezifisch für das Zielobjekt (z. B. die N2pc) und den Pop-Out-Reiz (die Pd) sind. Die Verarbeitung anderer aufgabenirrelevanter und vermeintlich nicht auffälliger Füllreize, die den Ziel- und Pop-Out-Reiz begleiten können, war jedoch selten Gegenstand der Forschung, was teilweise auf die Beschränkung der EKP-Technik zurückzuführen ist, die Aufmerksamkeitszuweisung auf Füll- und Ziel-/Pop-Out-Reizen gleichzeitig zu messen. Dennoch gibt es Verhalltensdaten, die nahelegen, dass die Verarbeitung von Füllreizen erhöht ist, je ähnlicher Füll- und Zielreizfarbe sind. Diese Ausbreitung von Aufmerksamkeitsressourcen über visuelle Objekte hinweg, die ähnliche Merkmale teilen, ist der Hauptmechanismus der merkmalsbasierten Aufmerksamkeit (MBA). Da Füll- und Zielreize in vielen Suchparadigmen mindestens ein gemeinsames Merkmal haben, muss hier die Rolle der MBA untersucht werden, um die Verteilung von Aufmerksamkeitsressourcen in diesen Paradigmen besser zu verstehen. Insbesondere wenn Füllreize als "neutrale" Referenz zur Berechnung von Verhaltenskosten oder -vorteilen durch die Präsentation eines zusätzlichen Pop-Out-Reizes herangezogen werden, ist es wichtig, Effekte der MBA zu berücksichtigen. Das vorgeschlagene Projekt wird untersuchen, wie MBA die Aufmerksamkeitsverteilung in visuellen Suchparadigmen beeinflusst und insbesondere unter welchen Bedingungen sich die merkmalsbasierte Aufmerksamkeitsausbreitung auf Füllreize auswirkt. Spezifisch soll untersucht werden, ob die merkmalsbasierte Ausbreitung eine bestimmte Expositionszeit mit dem Merkmal des Zielreizes erfordert, von den verfügbaren Verarbeitungsressourcen abhängt und mit basalen Stimuluseigenschaften (z.B. Stimuluskontrast) interagiert. Hierfür werden acht EEG-Experimente vorgeschlagen, die Verhaltensmaße und die steady-state visual evoked potential-Technik verwenden, die es ermöglicht, die Aufmerksamkeitsmodulation von gleichzeitig präsentierten Ziel-, Pop-Out- und Füllreizen zu messen. Die Ergebnisse werden zum Verständnis der neuronalen Prozesse beitragen, die der Aufmerksamkeitssteuerung zugrunde liegen, und wie MBA unser Verhalten bei der visuellen Suche formt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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