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Altersbedingte Unterschiede in der Repräsentation von Zustandsräumen

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535711399
 
Ein Grund für die digitale Kluft zwischen jüngeren und älteren Erwachsenen besteht darin, dass viele ältere Menschen Probleme haben, sich in den komplexen Anzeigen und Menüstrukturen digitaler Geräte zurechtzufinden (Friemel, 2016; Huxhold et al., 2020; Mubarak & Suomi, 2022). Infolgedessen kaufen ältere Erwachsene ihre Bahn- oder Flugtickets immer noch lieber an Fahrkartenschaltern bei (menschlichen) Angestellten als an Automaten oder online (Schreder et al., 2012; Sengpiel, 2016). In der „diminished state space (DSS)“ Theorie des Alterns (Eppinger et al., 2023) erklären wir diese altersbedingten Beeinträchtigungen beim Lernen und in der Entscheidungsfindung mit einem zugrundeliegenden Defizit in der Repräsentation von Zustandsräumen kognitiver Aufgaben. Dabei definieren wir einen Zustandsraum als die spezifische Kombination von Entscheidungsoptionen, Handlungen und Handlungsergebnissen, die eine kognitive Aufgabe ausmacht (Wilson et al., 2014). Um dies konkret zu machen: Beim Kauf einer Bahnfahrkarte am Automaten haben wir mehrere Entscheidungsoptionen (erste vs. zweite Klasse, Ermäßigungen usw.). Um sich für eine bestimmte Option zu entscheiden, muss das jeweilige Menü ausgewählt werden (Handlung). Diese Entscheidung führt dann wiederum zu neuen Handlungsoptionen (z. B. Sitzplatzwahl) oder Handlungsergebnissen (z. B. unterschiedliche Preise oder Zahlungsoptionen). Alle diese Merkmale bilden zusammen den Zustandsraum der Aufgabe (Kauf einer Bahnfahrkarte). In der DSS-Theorie des menschlichen Alterns gehen wir davon aus, dass die Verhaltensbeeinträchtigungen, die wir bei älteren Menschen in diesen Situationen beobachten, auf mangelhafte neuronale Repräsentationen von Zustandsräumen im orbitofrontalen Kortex und Hippokampus zurückzuführen sind. In diesem Förderantrag skizziere ich ein Forschungsprogramm, das darauf abzielt, die zentralen Vorhersagen der DSS-Theorie auf der Verhaltens- und neurowissenschaftlichen Ebene zu untersuchen. Das Forschungsprogramm ist in zwei Arbeitspakete gegliedert. Ziel des ersten Arbeitspakets (AP1) ist es, die kognitiven Mechanismen, die altersbedingten Defiziten in der Repräsentation von Zustandsräumen zugrunde liegen, besser zu verstehen. Darüber hinaus werde ich untersuchen, ob die DSS-Theorie auch auf andere Bereiche der Kognition verallgemeinert werden kann. Ziel des zweiten Arbeitspakets (AP2) ist die Untersuchung der neuronalen Prozesse, die altersbedingten Defiziten bei der Repräsentation und Aktualisierung von Zustandsräumen zugrunde liegen. Dazu sollen ereigniskorrelierte Potentiale (EKP’s), sowie Wavelet- und Repräsentationsähnlichkeitsanalysen (RSAs) von EEG Daten verwendet werden. Das übergeordnete Ziel des Forschungsprogramms ist es, die zentrale Hypothese der DSS-Theorie des menschlichen Alterns zu testen: Altersbedingte Beeinträchtigungen in verschiedenen Bereichen komplexer Kognitionen können durch ein gemeinsames Defizit in der neuronalen Repräsentation von kognitiven Zustandsräumen erklärt werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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