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Naturalisierung der Menschenwürde in der Bioethik

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2002 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5358314
 
"Natürlichkeit" ist in der modernen Moralphilosophie keine zentrale Kategorie mehr. Der ethische Naturalismus, nach dem sich das menschliche Handeln an den Verfahrensweisen der Natur orientieren soll, hat der philosophischen Kritik nicht standgehalten. Dagegen hält das alltagsmoralische Denken an der moralischen Relevanz der Unterscheidung zwischen Natürlichkeit und Künstlichkeit, Naturgegebenheit und Anthropogentität weiterhin fest. Naturhaftschicksalhafte Schäden und Bedrohungen werden weniger gefürchtet als anthropogene Schäden und Bedrohungen, die Vorsorge dagegen für weniger verpflichtend gehalten. Unter dem Eindruck und nach dem Modell der Aufwertung des Naturwüchsigen in vielen Spielarten der ökologischen Ethik durchdringt diese naturalistische Tendenz des Alltagsdenkens zunehmend auch die bioethische Diskussion. Insbesondere das für viele Diskussionen in der Bioethik zentrale Prinzip der Achtung der Menschenwürde wird zunehmend "naturalisiert". Explizit oder implizit wird es als Abwehrrecht gegen Korrekturen konstruiert, die in neuartiger (Reproduktionsmedizin) oder radikal ansetztender (Keimbahnintervention) Weise in die Naturbasis des Menschen eingreifen. Das Pathos des Menschenwürdebegriffs dient zunehmend als Bollwerk gegen denkbare Ausweitungen der medizinischen und technischen Möglichkeiten, die Evolution des Menschen gezielt zu steuern. Gegenstand des Vorhabens ist es, zu prüfen, wieweit sich diese "Privilegierung" des Naturwüchsigen gegenüber den Möglichkeiten zivilisatorischer Steuerung im Rahmen rein konsequentialistischer und moralpragmatischer Überlegungen rechtfertigen lässt, ohne dafür auf die als untauglich erwiesenen Begründungsmuster des ethischen Naturalismus zurückzugreifen. Als Exempel sollen dazu Problemfelder der Bioethik wie die Anwendung der Gentechnik auf den Menschen und die Reproduktionsmedizin untersucht werden, in denen sich die Bewertung von Natürlichkeit und Künstlichkeit, passivem Akzeptieren des Gegebenen und aktiv steuerndem Eingreifen auffällig polarisiert.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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