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UNICON - Ernährungsungleichheiten im Kontext verstehen: Vorübergehende und andauernde Prozesse
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Jutta Mata; Professor Dr. Benjamin Schüz
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535865195
Förderung von Gesundheit und Wohlergehen sowie Ungleichheiten reduzieren sind zentrale Nachhaltigkeitsziele der WHO. Soziale Ungleichheiten in der Gesundheit sind zu einem großen Teil auf soziale Unterschiede in gesundheitsrelevanten Verhaltensweisen zurückzuführen: So sind bis zu 36% der sozialen Unterschiede bei kardiovaskulären Erkrankungen durch soziale Unterschiede im Ernährungsverhalten bedingt. Oft verhalten sich Menschen, die sozial benachteiligt sind, weniger gesundheitsförderlich. Allerdings ist der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Gesundheit durchaus komplexer: So gibt es in sozial benachteiligten Quartieren beispielsweise sowohl mehr Fast-Food-Restaurants als auch mehr Geschäfte, die frisches Obst und Gemüse verkaufen. Jugendliche mit Migrationsgeschichte berichten mehr Obstverzehr als Jugendliche aus der Mehrheitspopulation. Diese teilweise kontraintuitiven Befunde zeigen, dass der Zusammenhang zwischen sozialer Ungleichheit und Ernährungsverhalten dringend weiter erforscht werden muss. In den meisten aktuellen Theorien zum Gesundheitsverhalten wird der Einfluss sozialer Ungleichheit allerdings nicht spezifiziert. Dementsprechend können diese Theorien Unterschiede im Gesundheitsverhalten nur unzureichend erklären und auch kaum Empfehlungen für wirksame Interventionen geben. Mit den Forschungsprojekten in diesem Antrag wollen wir i) die Effekte verschiedener Dimensionen sozialer Ungleichheit und ihrer Interaktionen auf Ernährungsverhalten systematisch untersuchen, ii) unterschiedliche Effekte von theorie- und evidenzbasierten sozial-kognitiven Determinanten des Ernährungsverhaltens in Bezug auf soziale Ungleichheit erforschen, und iii) beschreiben, wie soziale Ungleichheit situational-kontextuelle Determinanten von Ernährungsverhalten beeinflusst. Dazu planen wir drei empirische Arbeitspakete (AP): AP1 nutzt koordinierte Analysen (Individual-Level Meta-Analysen) von harmonisierten bestehenden großen Surveys, um soziale Unterschiede im Ernährungsverhalten entlang mehrerer Dimensionen von Ungleichheit und die zugrundeliegende Rolle von sozial-kognitiven Determinanten zu erforschen. In AP2 werden wir die Effekte von sozialer Ungleichheit und des situationalen Kontexts (physisch, sozial) auf Ernährungsverhalten in zwei Ecological Momentary Assessment-Studien mit stratifizierten Stichproben untersuchen. AP3 wird in einer repräsentativen Befragung die Effekte derjenigen sozial-kognitiven und Umwelt-Determinanten untersuchen, die in der Literatur oder in AP2 als wichtig identifiziert wurden, aber in den in WP1 untersuchten Surveys nicht enthalten sind. Zusammen werden diese Studien einen ersten systematischen Einblick in die Prozesse geben, die erklären können, wie soziale Ungleichheit zu Ungleichheit im Ernährungsverhalten führt. Daraus können Empfehlungen für Verhaltensinterventionen abgeleitet werden, die solche sozialen Ungleichheiten wirksam reduzieren.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Frank Kalter