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Symptombezogene Reaktionsstile und Depression. Eine prospektive Längsschnittstudie an einer klinischen und nichtklinischen Stichprobe

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung von 2002 bis 2011
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5359039
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Die Response Styles Theorie (Nolen-Hoeksema, 1991) postuliert die Existenz unterschiedlicher Reaktionsstile im Umgang mit depressiven Verstimmungen. Demnach werden depressive Symptome durch ruminatives Coping aufrechterhalten und verstärkt. Rumination ist als dysfunktionaler Prozess perseverienden Denkens definiert, der durch passives Fokussieren auf negative Gefühle sowie deren Ursachen und Konsequenzen gekennzeichnet ist. Das vorliegende Forschungsprojekt untersuchte Aussagen zur Validität der RST im Rahmen experimenteller und longitudinaler Beobachtungsstudien. Im Rahmen einer naturalistischen Verlaufsstudie mit vier Messzeitpunkten wurden erstmals Effekte symptombezogener Reaktionsstile auf den Symptomverlauf in einer initial stationärpsychiatrisch behandelten unipolar depressiven Patientenkohorte bis 5 Jahre nach stationärer Entlassung untersucht, parallel dazu bis zum 3.5-Jahres Follow-Up auch in einer alters- und geschlechtsgematchten gesunden Gemeindestichprobe. Darüber hinaus untersuchten wir in verschiedenen Stichproben Effekte experimentell induzierter Aufmerksamkeitsfoki (Rumination, Distraktion, Achtsamkeit) nach negativer Stimmungsinduktion auf stimmungsbezogene, kognitive und endokrinologische Parameter, Mediatoreffekte habitueller Traitmerkmale für diese Zusammenhänge sowie prädiktive Bedeutsamkeit individueller Stimmungsreagibilität im Experiment für den natürlichen Verlauf von Depressions- und Angstsymptomen. Im Rahmen längsschnittlicher Modelle zeigten wir auf, dass ruminatives Coping insbesondere in nichtklinischen Stichproben prognostisch relevant für den Symptomverlauf ist, während bei depressiven Patienten distraktives Coping kurz- und langfristig positive Effekte auf den Krankheitsverlauf zeigt. Für die experimentellen Arbeiten entwickelten wir ein Paradigma zur Aufmerksamkeitsfokussierung, das mit methodisch identischem Vorgehen die Induktion eines ruminativen und achtsamen Selbstfokus ermöglicht. Als relevant erachten wir in diesem Zusammenhang die von uns in verschiedenen Stichproben identifizierten Wechselwirkungen zwischen experimentell induzierten und habituellen Aufmerksamkeitsfoki, die Nachweise von Zusammenhängen zwischen Rumination und endokriner Stressaktivität, sowie die identifizierten Effekte experimentell induzierter individueller Stimmunsreagibilität auf Rumination für den natürlichen Symptomverlauf. Mit den im Rahmen des Projekts durchgeführten Studien konnten wir somit einen wichtigen Beitrag zu internen und externen Validitätsaspekten der Response Styles Theorie leisten.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2003). Gender differences in unipolar depression: an update of epidemiological findings and possibile explanations. Acta Psychiatrica Scandinavica, 108: 163-174
    Kühner C
  • (2005) Determinants of subjective quality of life in depressed patients: the role of self-esteem, response styles, and social support. Journal of Affective Disorders 86: 205-213
    Kühner C, Bürger C
  • (2007). Copingstile im Umgang mit depressiven Symptomen: Faktorenstruktur und psychometrische Gütekriterien der deutschen Version des Response Styles Questionnaire (RSQ). Zeitschrift für Klinische Psychologie und Psychotherapie 36; 36-45
    Bürger C, Kühner C
  • (2007). Decreased cortisol response to awakening is associated with cognitive vulnerability to depression in a nonclinical sample of young adults. Psychoneuroendocrinology, 32, 199-20
    Kühner C, Holzhauer S, Huffziger S
  • (2007). RSQ-D. Deutsche Version des Response Styles Questionnaire. Göttingen: Hogrefe
    Kühner C, Huffziger S, Nolen-Hoeksema N
  • (2009). A longitudinal study on rumination and distraction in formerly depressed inpatients and community controls. Journal of Abnormal Psychology. 118, 746-756
    Huffziger S, Reinhard I, Kühner C
  • (2009). Emotional reactivity to induced rumination predicts one-year levels of depressive symptoms. Psychological Medicine, 39, 1226- 1228
    Kühner C, Liebsch K, Huffziger S
  • (2009). Rumination, distraction, and mindful self-focus in depressed patients. Behaviour Research and Therapy, 47, 224-230
    Huffziger S, Kühner C
  • (2009). Rumination, distraction, and mindful self-focus: effects on mood, dysfunctional attitudes, and cortisol stress response. Psychological Medicine, 39, 219-228
    Kühner C, Huffziger S, Liebsch K
  • (2009). Subjective quality of life aspects predict depressive symptoms over time: results from a three-wave longitudinal study. Acta Psychiatrica Scandinavica,.120, 496-499
    Kühner C, Huffziger S
  • (2010). The role of rumination as a cognitive vulberability trait to depression. Journal of Affective Disorders, 122, Suppl. 1, S13-S14
    Kühner C, Huffziger S
 
 

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