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Ziviler Ungehorsam in der Klimakrise - Krimineller oder kriminalisierter Protest? Phänomenologie, Hintergründe und Radikalisierungsmarker

Fachliche Zuordnung Kriminologie
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 535951432
 
Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht in einer kriminologischen Untersuchung der Klimaproteste in Deutschland, fokussiert auf die Ätiologie und die Motivlagen. Es werden qualitative Interviews und eine Online-Befragung von Aktivist*innen der Klimabewegung kombiniert; durch die Auswertung sollen zum einen kriminalitätstheoretisch begründete Thesen grundlagenorientiert geprüft und zum anderen untersucht werden, ob und in welcher Ausprägung Radikalisierungspotentiale vorhanden sind. Insbesondere durch den letztgenannten Punkt kann auch ein Anwendungsbezug der Forschung abgesichert werden.1. Die erste Forschungsfrage zielt auf die Frage, warum Teile der Klimabewegung den Weg des zivilen Ungehorsams wählen, genauer: was entscheidend dafür ist, dass auch Protestformen gewählt werden, die (jedenfalls in Teilen) die Grenze zur Strafbarkeit überschreiten. a) Ausgangspunkt ist insoweit die Hypothese, dass der motivationale Ausgangspunkt des Klimaprotests gänzlich anders gelagert ist als in extremistischen Bewegungen, insbesondere anders als bei rechtsextremistischen oder religiös-extremistischen Gruppierungen. b) Eine zweite die Motivation betreffende Hypothese knüpft an die Sanktionierung der Aktivist*innen als Mittel des Protests an. Zu untersuchen ist dabei nämlich ein Protest-Sanktionsparadoxon: Dem zivilen Ungehorsam wird durch die Protestierenden zugrunde gelegt, dass harte Sanktionen zwar schmerzen, aber in der Bevölkerung eine Solidarisierung mit ihnen erzeugen. Der Fokus der Protestforschung liegt bislang vor allem auf den unmittelbaren Wirkungen des Protests, also auf der Frage, ob der Protest zur Erreichung der verfolgten politischen Ziele in der Lage ist (hier: Klimaschutz). Das hiesige Projekt erweitert diese Perspektive und nimmt die mittelbaren Wirkungen des Protests bzw. Zwischenziele in den Fokus, indem es untersucht, ob und inwiefern die bewusste Inkaufnahme von Sanktionen (wegen des erhofften Zwischenziels: Solidarität in der Bevölkerung, verstärkter Zulauf und damit eine reziproke Selbstverstärkung des Protests) ein motivationaler Faktor für deviantes Verhalten bei den Protestierenden ist. 2. Darauf aufbauend wird die zweite Forschungsfrage nach einer etwaigen „Radikalisierung“ gestellt. Es sollen uU bestehende Radikalisierungspotentiale spezifisch für die jeweiligen Gruppierungen der Klimagerechtigkeitsbewegung (insbesondere „Letzte Generation“, „Extinction Rebellion“, „Ende Gelände“, „Fridays for Future“) ausgeleuchtet werden. Die Unterscheidung ist zum einen für die Art der Radikalisierung mit Blick auf die Protestformen zu analysieren (ist eine Radikalisierung in Richtung gezielter Gewalt gegen Menschen oder hin zu einer Ablehnung der freiheitlich-demokratischen Grundordnung denkbar?). Sie ist zum anderen aber wiederum auch bzgl. der spezifisch motivationalen Momente herauszuarbeiten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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