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Kyrillos Lukaris (†1638) als Autor von Predigten und Erneuerer der Gattung in der Tradition der griechischen Orthodoxie

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Europäische und Amerikanische Literatur- und Kulturwissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 536415181
 
Ausgehend vom vorherigen Projekt, das eine Sichtung der in Autographen erhaltenen Predigten des Kyrillos Lukaris aus den Jahren 1602 bis 1626 umfasst, ist das beantragte Projekt dem griechisch-orthodoxen Patriarchen als Autor gewidmet. Allgemein wird auf seine Briefwechsel und die Schriften seiner letzten Lebensjahre geschaut. Das sind sein Glaubensbekenntnis (1629) und das Vorwort zur neugriechischen Übersetzung des Neuen Testament (1638). Sein Predigtcorpus ist karrierebegleitend entstanden und stellt den Nukleus seines Werks dar. Das Projekt wird u.a. den gattungsrelevanten Fragen nachgehen, ob Lukaris a) sich in die Tradition der Autoren von Predigtcorpora einschrieb, b) ob er die Gattung als Medium des Wissenstransfers umfunktionierte und c) ob sein Werk mittels seiner Mobilität und Präsenz sowie auch seines in Konstantinopel zugänglichen Nachlasses zum Vorbild für spätere griechisch-orthodoxe Autoren wurde. In den Predigten wird ein Gelehrter sichtbar, der primär vor- und nachtridentinische katholische Autoren rezipiert, bei der Erneuerung der Gattung Predigt im griechisch-orthodoxen Kontext von den Methoden lateineuropäischer Predigtpraxis lernt und seine Erkenntnisse durch seine sonntäglichen Predigten verbreitet. Das ist unerwartet, weil das Glaubensbekenntnis von 1629 als von der evangelisch-reformierten Theologie beeinflusst wahrgenommen wurde und wird. Die Projektarbeit nimmt vom Materialbefund der erhaltenen Kodizes ihren Ausgang. Sie wird eine formale Analyse der etwa 400 Texte, das Studium von byzantinischen und zeitgenössischen griechisch-orthodoxen Predigtcorpora und sowie eine vergleichende Lektüre mit geeigneten lateinischen Predigtcorpora umfassen. Besonderes Augenmerk wird auf die paratextuellen, meist in lateinischer Sprache verfassten Selbstkommentare des Lukaris sowie auf explizite Verweise auf lateinische Autoren und ggf. Exzerpte gelegt werden. Im weiteren Verlauf wird exemplarisch untersucht werden, ob die Organisation der Predigten in dem Kirchenjahr folgenden Zyklen dem Zweck dient, dass auch die an sich konzise Textsorte Predigt für die Entwicklung komplexer Gedankengänge nutzbar gemacht wird, die über eine Sequenz von Predigten bzw. Sonntagen ausgeführt werden. Zudem sollen die im Text explizit und implizit vorhandenen Hinweise ausgewertet werden, wie Lukaris seine Hörerschaft einschätzte, die beim Vortrag seiner Predigten anwesend war. Abschließend wird das Projekt eine Aussage treffen, wie sich der als politisch agierender (und als in Briefen korrespondierender) Patriarch hinreichend erforschte Lukaris zu dem nur punktuell erforschten Autor von Predigten verhält. In das Profil des politisch denkenden und agierenden Klerikers passt, dass er dem extrovertierten Medium der Predigt seine Aufmerksamkeit schenkt und diese als fast ausschließliche Textsorte wählt, in der er die Ergebnisse seiner intensiven Auseinandersetzung mit lateineuropäischem Gedankengut zu Papier bringt.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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