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Semantisierte Sinnlichkeit - Studien zu Rezeption und Zeichenstruktur der Leitmotivtechnik Richard Wagners

Fachliche Zuordnung Musikwissenschaften
Förderung Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5366504
 
Die Arbeit untersucht die Leitmotivtechnik Wagners aus der Perspektive der wagnerianischen Verstehenspraxis, der Leitmotivrezeption. Ausgangspunkt ist Hans von Wolzogens 1876 im Vorfeld der ersten Bayreuther Festspiele erschienene Schrift Thematischer Leitfaden durch die Musik zu Richard Wagners Bühnenfestspiel 'Der Ring des Nibelungen'. Die knapp hundertseitige Schrift inaugurierte eine auf die Leitmotivtechnik fixierte Rezeptionsweise, die den Wagnerismus bis zum Ersten Weltkrieg beherrschte. Die Arbeit zeichnet zum einen die rezeptionsgeschichtliche Entwicklung der sogenannten LeitfadenLiteratur zwischen 1876 und 1914 nach. Es wird ein Überblick über den Umfang dieses Schrifttums, über seine Vorgeschichte und über das Spektrum seiner Darstellungs- und Vermittlungsformen gegeben. Auf einer zweiten, rezeptionsästhetischen Ebene wird das Leitmotivhören als Paradigma einer bildungsbürgerlichen Rezeptionshaltung greifbar, bei der man sich nicht unwissend, sondern durch Lektüre vorgebildet dem Kunstwerk näherte. Auf einer dritten Ebene schält sich die Relation zwischen sinnlicher Struktur und Semantik als Grundproblem heraus. Die begriffsorientierte Rezeption der wagnerianischen Erläuterer war deshalb so einflußreich, stimulierend und verheerend zugleich, weil sie den latenten Widerspruch aktivierte, der das Leitmotiv als Zwittergebilde zwischen Exemplifikation und Denotation, zwischen zeigend-expressivem und sagend-verweisendem Modus auszeichnet. Die polemische Verachtung des Komponierens in 'Symbolen' wird auf dieser Ebene genauso als Teil der Verstehensgeschichte Wagnerscher Musik durchschaubar wie die Faszination des Wagnerianers für die Leitmotivexegese.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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