Detailseite
500 Jahre Schrift und Schriftlichkeitskultur im Fayum (2. Jahrhundert v. bis 3. Jahrhundert n. Chr.): Wirtschaft und Kultpraxis am Tempel des Soknopaios in der Römerzeit
Antragsteller
Professor Dr. Martin Andreas Stadler
Fachliche Zuordnung
Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 536675861
Ziel des Antrags ist die Schriftkultur im antiken Fayum durch eine umfassende Analyse von Soknopaiu Nesos zu untersuchen. Aus der Ortschaft Soknopaiu Nesos ist eines der größten und umfangreichsten Korpora für die Untersuchung der lokaler Schreibpraktiken überliefert. Die Quellen stammen aus einem Zeitraum zwischen dem 2. Jh. v. Chr. und dem frühen 3. Jh. n. Chr. Fast die gesamte demotische und ein Teil der griechischen Dokumente wurden im kulturellen und wirtschaftlichen Zentrum des Ortes, dem Soknopaios-Tempel, erstellt, während das Grapheion die wichtigste Einrichtung für Griechisch war. Es gibt Belege für die Zusammenarbeit zwischen Ägyptern und Griechen und sogar ägyptische Priester, die gleichzeitig notarielle Ämter innehatten. Trotz der Masse an Belegen (oder vielleicht gerade deshalb) wurde dieses Korpus bisher kaum systematisch bearbeitet. Forschende können auf ein großes Korpus von bereits identifizierten relevanten Quellen aufbauen. Die Projektmitglieder müssen jedoch weitere Texte erstedieren, um ein umfassenderes Bild zu erhalten. Zu den für das Thema relevanten Textgattungen gehören demotische religiöse Quellen, demotische Quittungen und Abrechnungen von oder für das Tempelpersonal, griechische Dokumente, die die Kommunikation zwischen dem Tempelpersonal oder dem Vorsteher des Tempels und den römischen Behörden belegen, bzw. solche, die für den Betrieb des Grapheions relevant sind, sowie Texte, die zu Familien- oder Berufsarchiven gehören. Das Arbeitsprogramm ist in vier Forschungsbereiche gegliedert und deckt überlappende historische Phasen ab. Das Projekt "Wirtschaft und kultische Praxis im Tempel des Soknopaios in römischer Zeit" umfasst den natürlichen nächsten Schritt in der Bearbeitung der Abrechnungsrollen, um eine umfassende Typologie für demotische und griechische Abrechnungsrollen aus Soknopaiou Nesos zu entwickeln. Ziel ist es, möglichst viele Beispiele verschiedener Abrechnungsarten einzubeziehen, um die interne Tempelverwaltung besser zu verstehen. Ein Schwerpunkt wird auf dem Übergang zwischen demotischer und griechischer Buchführung liegen, um festzustellen, ob es signifikante Hinweise auf eine interne griechische Buchführung aus dem Tempel von Soknopaios gibt und wann und wie dieser mögliche Übergang stattfand. Darüber hinaus werden eine Reihe demotischer religiöser Texte ediert. Anhand dieser Werke wird deutlich, wie sehr Soknopaiou Nesos über den reinen Rahmen der Demotistik hinausgeht und aus allgemeiner ägyptologischer Sicht interessant ist, da sich hier die letzten handschriftlichen Quellen für bestimmte Riten finden. Das Ziel ist, eine Grundlage dafür zu schaffen diese Texte auch im Hinblick auf die praktische Seite des Tempelkultes zu verstehen, wie sie sich aus den Abrechnungen ergibt.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen