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Der Verbrecher im Visier des Experten. Der Wandel von Kriminalitätsdiskursen im Zuge von Professionalisierung und Verwissenschaftlichung im 19. und 2o. Jahrhundert
Antragstellerin
Professorin Dr. Margit Szöllösi-Janze
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2002 bis 2006
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5366771
Ziel des Projektes ist es, Einfluß und Ausprägung von Expertenwissen innerhalb des gesellschaftlichen und staatlichen Definitionsprozesses von Kriminalität seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis zur Herrschaftsübernahme der Nationalsozialisten zu erforschen. Die zunehmende Bedeutung kriminalistischen Wissens wird als Folge eines allgemeinen Verwissenschaftlichungsprozesses moderner Gesellschaften verstanden, wie sie Thema des DFG-Schwerpunktprogramms "Wissenschaft, Politik und Gesellschaft. Deutschland im internationalen Zusammenhang im späten 19. und im 20. Jahrhundert: Personen, Institutionen, Diskurse" ist. Für den Wandel von Kriminalitätsdefinitionen ist der Bereich der Straffälligenhilfe innerhalb der Expertendiskurse von besonderer Bedeutung, da hier moralisch-religiöse Vorstellungen von Schuld, Sühne und christlicher Nächstenliebe auf strafrechtliche und kriminologische Auffassungen sowie auf bürokratisch-rationale Erfordernisse treffen. Im Mittelpunkt des Projekts stehen daher Gefängnisvereine und konfessionellen Fürsorgeorganisationen (Innere Mission u. Caritas), in denen Vertreter aus Justiz, Gefängnisverwaltung, Ministerium und Wissenschaft gemeinsam mit Gefängnisgeistlichen und wohltätigen Bürgern kriminalpolitische Fragen erörterten und umsetzten. Anders als bei klassischen diskursanalytischen Arbeiten zum Thema Kriminalität soll in der Untersuchung der komplexe Konstruktionsprozeß selbst transparent gemacht werden, indem er über die Experten sozial, professionell, institutionell und disziplinär zurückgebunden wird.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen