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Publizistik von Rom*nja in der Zwischenkriegszeit (1918–1939)

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 463005852
 
Bislang herrschte die Auffassung vor, erst mit den Bürgerrechtsbewegungen ab den 1970er Jahren sei ein erkennbarer Wille zur Artikulation der Rom*nja als politische und kulturelle Gemeinschaft aufgekommen. Die Programmatik, das Selbstverständnis, die internationale Vernetzung sowie die literarische und künstlerische Reichweite der Rom*nja-Publizistik in Osteuropa wurden noch nicht systematisch ausgewertet und blieben in der deutschsprachigen Forschung unbeachtet. TP korrigiert diese Sicht, indem es die Rom*nja-Publizistik der Zwischenkriegszeit (1918-1939), schwerpunktmäßig von Zeitungen und Zeitschriften aus Rumänien samt ihren europäischen Beziehungen erforscht. Ziel des Projektes ist es, die Selbstartikulationen der Rom*nja im Kontext ihrer osteuropäischen Emanzipationsbewegung zu analysieren und dabei der Ambivalenz nachzugehen, die zwischen künstlerischer und publizistischer Selbstentfaltung einerseits und staatlicher und wissenschaftlicher Repression andererseits bestand - wobei Letztere mitunter, z.B. in Form von Kompromissen, auch den Selbstartikulationen eingeschrieben ist. Untersucht werden: (1) kulturelle und politische Selbstartikulationen von Rom*nja in der gesamten Spannweite ihrer Themenfelder, europäischen Bezüge und unterschiedlichen Positionierungen, (2) widerständige Potentiale gegen eliminatorische Tendenzen in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik, insbesondere in Deutschland und (3) künstlerische Beiträge zwischen Innovation und Tradition, Avantgarde und Folklore. Zum Korpus gehören die wichtigsten Zeitungen, die von Rom*nja in der Zwischenkriegszeit in Rumänien herausgegeben wurden (u.a. Glasul Romilor [Die Stimme der Roma], 1933–1940 und Tara Noastra [Unser Land] 1937) sowie Programmschriften, Flugblätter und Reden aus dem Umfeld der wichtigsten Rom*nja-Organisationen. Hinzu kommen geheimdienstliche und polizeiliche Überwachungsakten von Juli 1919 bis September 1944, die publizistische und politische Positionierungen resümieren und kommentieren. Bezüge bestehen zu TPs, die sich mit ästhetischen Medien befassen, da die Rom*nja-Publizistik eigene künstlerische Sparten enthält, zu einem TP, da die "Zigeunerkunde" in der Rom*nja-Publizistik kommentiert wird, und zu einem TP, da das Selbstverständnis politischer Selbstermächtigung in größtmöglichem Kontrast zur eliminatorischen Logik steht, die sich insbesondere im deutschen Polizeiapparat durchsetzt. Übergreifend untersucht das TP die europäische Relevanz der Rom*nja-Publizistik, indem es in Zusammenarbeit mit anderen TPs die Ambivalenz von Selbstartikulation/Fremdrepräsentation mit Blick auf eine europäische Verflechtungsgeschichte erforscht, die auch Triangulationen mit anderen Minoritäten berücksichtigt.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
 
 

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