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Die Bedeutung allostatischer Last für die Erklärung gesundheitlicher Ungleichheiten bei Herz-Kreislauferkrankungen
Antragsteller
Privatdozent Dr. Timo-Kolja Pförtner; Professor Dr. Börge Schmidt
Fachliche Zuordnung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Epidemiologie und Medizinische Biometrie/Statistik
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 536978486
Weltweit sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen (HKE) die häufigste Todesursache und stellen Gesundheitssysteme aufgrund intensiver Versorgungsbedarfe vor großen Herausforderungen. Als Ursachen von HKE sind neben verhaltens- und umweltbezogenen Faktoren zunehmend psychosoziale Stressoren und genetische Faktoren im Fokus. Auffällig ist zudem der sozioökonomische Gradient der allgemeinen und altersbezogenen HKE-Prävalenz. Ein robuster Prädiktor der HKE, der sowohl verhaltens- und umweltbezogene als auch psychosoziale Faktoren vereint, ist die allostatische Last (AL). Die Allostase ist eine vom Organismus initiierte Stressreaktion, die auf Ebenen des kardiovaskulären und metabolischen Systems und des Immun- und Nervensystems stattfindet. Die AL ist die Folge chronifizierter Allostase, die zur Manifestierung von pathophysiologischen Prozessen und somit zu chronischen Erkrankungen führen kann. Forschungsziel 1: Der sozioökonomische Gradient der HKE soll auf seine ursächlichen Faktoren hin untersucht werden. Im Vordergrund steht dabei die Untersuchung des Kausalzusammenhangs zwischen niedrigem sozioökonomischem Status (SES) und erhöhter AL unter Berücksichtigung unterschiedlicher Modelle sozioökonomischer Ungleichheit im Lebenslauf. Dabei werden Modifikationen durch psychosoziale und verhaltensbezogene Faktoren differenziert. Forschungsziel 2: Eine weitere gut erforschte Ursache der HKE besteht in der Präsenz von HKE assoziierten genetischen Risikoallelen. Das Vorliegen möglicher Interaktion zwischen diesen Allelen und der AL auf die Genese einer HKE ist jedoch weitestgehend unerforscht. Mit Blick auf den sozioökonomischen Gradienten der HKE sind zudem Gen-SES-Interaktionen plausibel. Forschungsziel 3: In einem gesamten Kausalmodell soll der relative Beitrag des SES, der AL und der genetischen Faktoren auf die HKE-Inzidenz hin untersucht werden. Es soll geprüft werden, ob sich der Zusammenhang zwischen SES und HKE vollständig über die Unterschiede in der AL und den Gen-AL- sowie Gen-SES-Interaktionen erklären lassen. Als Datengrundlage dient die Heinz Nixdorf Recall Studie, die insgesamt Informationen zu 4814 Personen aus der Rhein-Ruhr Region zu drei Messzeitpunkten erhoben hat. Neben Informationen aus Fragebögen zu den Messzeitpunkten und der Erfassung von inzidenter HKE, liegen biologische Daten (Blut- und Urinproben) vor, die Aufschluss über genetische Informationen und der AL im Zeitverlauf geben können. Die Untersuchung des sozioökonomischen Gradienten der HKE auf Unterschiede in der AL unter Berücksichtigung einer Lebenslaufperspektive und dem Vorliegen von Gen-Interaktionen gibt Aufschluss über den Nutzen parameterspezifischer und zielgruppenspezifischer Interventionen zur Vermeidung einer HKE. So könnte bspw. der Nutzen einer Intervention auf die AL zur Senkung des HKE-Risikos bei Personen mit einem niedrigen SES quantifiziert und nach dem Vorhandensein HKE-assoziierten Risikoallelen hin spezifiziert werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen