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Ist die zentrale Diskriminationsfähigkeit für emotionale Informationen bei Alexithymen beeinträchtigt? Eine kontrollierte Untersuchung der Verarbeitung affektexpressiver Gesichtsmimik mittels visuell evozierter Potenziale

Fachliche Zuordnung Klinische Psychiatrie, Psychotherapie und Kinder- und Jugendspychiatrie
Förderung Förderung von 2002 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5371495
 
Erstellungsjahr 2005

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im geförderten Projekt wurde die theoretisch begründete Annahme einer bei hochalexithymen Personen bestehenden Störung der Gesichtsdiskriminarion und der Identifikation affektexpressiver Mimik untersucht Dabei wurden hoch- und niedrigalexithymen Probanden mittels tachistoskopischer visueller Halbfeldtechnik Gesichter mit neutraler und affektexpressiver Mimik, sowie Abbildungen von Alltagsgegenständen jeweils im rechten oder linken visuellen Halbfeld dargeboten. Die stimulusspezifischen visuellen ereigniskorrelierten Potenziale der Probanden beider Gruppen wurden mit einem hochauflösenden ELEG-System erfasst und entsprechend den einzelnen Versuchsbedingungen ausgewertet Es wurde angenommen, dass bei hochalexithymen Probanden im Vergleich zu Niedrigalexithymen die Amplituden der gesichtsspezifischen N170 Komponente des visuellen ereigniskorrelierten Potenzials nach Gesichtspräsentation verringert sind. Desweiteren wurde angenommen, dass bei Hochalexithymen die Komponenten des Late Positive Complex (P3a, P3b und slow wave) nach Darbietung von emotionaler Mimik weniger stark ausgeprägt sind als bei Niedrigalexithymen. Entgegen der ersten Hypothese zeigten sich im Bereich der vERP-Komponente N170 keine gesichtsspezifischen Differenzen zwischen den Gruppen der Hoch- und Niedrigalexithymen. Vielmehr waren die Amplituden der N170 Komponente bei allen Versuchsbedingungen bei Hochalexithymen geringer ausgeprägt als bei Niedrigalexithymen. Eine bei Hochalexithymen in frühen Stadien spezifisch veränderte Gesichtsverarbeitung ist nach dieser Befundlage unwahrscheinlich. In diesem Zeitbereich ließen sich jedoch varianzanalytisch, inspektorisch in den CSD-Maps und per T-Wert-Analyse topografische Aktivierungsunterschiede zwischen den Gruppen identifizieren. Niedrigalexithyme zeigen eine stärkere Aktivierung bei der Betrachtung von Gesichtern bzw. Objekten im temporo-parietalen Bereich. Diese ist nach Darbietung von neutralen Gesichtern besonders stark rechts temporobasal (ROI der "fusiformen face area") ausgeprägt Hochalexithyme hingegen zeigen eine topografisch mehr eingegrenzte parietale Aktivierung, die sich zeitiichlokalisatorisch auch weniger in frontale Bereiche ausbreitet In den späteren Potenzialen sind, wie in der zweiten Hypothese vermutet, reizabhängige Differenzen zwischen Hoch- und Niedrigalexilhymen nachweisbar. Während bei beiden Probandengruppen im LPC keine Aktivierungsunterschiede nach Präsentation von Objekten bestehen, ist die LPG- Aktivierung von Hochalexithymen nach Gesichtspräsentation deutlich vermindert. Dieser Befund könnte dafür sprechen, dass Gesichter, unabhängig von dem dargestellten Affekt, von Hochalexithymen weniger tief evaluiert werden als von Niedrigaleximymen. Dies legt nahe, dass affektexpressive Gesichter für Hochalexithyme eine relativ geringere subjektive Bedeutsamkeit besitzen als für Niedrigalexithyme. Berichte in den Publikumsmedien: Hackenbroch; V (2003): Interview mit M. Franz und W. Sitte für die Wochenzeitschrift "Der Spiegel": Blind vor Wut und Freude; (49): 190-199.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Franz M (2005): Alexithymie - aktuelle Befunde und Forschungsperspektiven im Ã�berblick. Vortrag auf der 56. Jahrestagung des Deutschen Kollegiums für Psychosomatische Medizin, Dresden, 16.-19. März, Psychotherapie, Psychosomatik, medizinische Psychologie (2005): 2:98

  • Franz M, Schaefer R, Schneider C (2003): Psychophysiological response patterns of high and low alexithymics under mental and emotional load conditions. Journal of Psychophysiology 17: 203-213

  • Franz M, Schaefer R, Schneider C, Sitte W (2004): Visual event related potentials in alexithymic subjects. Hints to a modified processing of emotional aversive informations? American Journal of Psychiatry 161(4): 728-735

  • Krombholz A, Schäfer R, Schaefer F, Boucsein W, Franz M (2005): The use of cortical Evoked Potentials to Investigate Emotional Face Processing in Low and High Alexithymics. Psychophysiology 42(1), 77

  • Schäfer R, Schneider C J, Sitte W, Franz M (2005): Acoustical Evoked Potentials in High Alexithymie Subjects. Hints Towards a Modified Cortical Processing of Unpleasant Stimuli? Psychophysiology 42(1), 77

  • Sirnson U, Martin K, Schäfer R, Janssen P, Franz M (2005): Alexithymie in einer klinischen Stichprobe. Psychother. Psychosom. med. Psychol., 55: 347-353

 
 

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