Theoretische und empirische Analyse der Produktivitätsanpassung der Unternehmen in Ostdeutschland und Evaluierung der Investitions- und Arbeitsmarktförderung
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Das Ziel des geförderten Projekts war die Analyse der Ursachen für den stockenden Anpassungsprozess in Ostdeutschland nach der deutschen Vereinigung. Ein zweites Ziel war die ökonomische Analyse der wirtschaftspolitischen Einfgriffsmöglichkeiten. Der Ausgangspunkt der Arbeit war die gesamtwirtschaftliche Analyse des Anpassungsprozesses, der zu einer klaren Charakterisierung unterschiedlicher Entwicklungsphasen führte: Zusammenbruch der ostdeutschen Wirtschaft 1990 bis 1992, rasches Aufholwachstum durch expansive Wirtschaftspolitik 1992 bis 1995, Konsolidierung von 1995 bis 1997 und schließlich weitgehender Stillstand des Aufholprozesses durch Standortnachteile seit 1997 bis heute. In der Folge wurden diese Ständer t nachteile im Rahmen einzelwirtschaftlicher Betrachtungen näher eingegrennt. Der Fokus lag zunächst auf der Qualifikation der ostdeutschen Arbeitskräfte, die möglicherweise den Anforderungen des Arbeitsmarktes nicht gewachsen war. Unserer Analysen zeigen aber, dass die Qualifikation nicht für das Stocken des Aufholprozesses und den Einkommensrückstand verantwortlich gemacht werden kann: Die ostdeutschen Arbeitskräfte sind tendenziell besser ausgebildet, und auch die durch Ertragsraten gemessene Qualität der Ausbildung ist gut; auch können Ostdeutsche durch Migration nach Westdeutschland ein deutlich höheres Einkommen erzielen. Als weniger gut muss leider die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der ostdeutschen Unternehmen eingeschätzt werden. Am Anfang der neunziger Jahre kam es zu einem raschen Aufholprozess, der unter anderem durch erhebliche Investitions- und Innovationsanstrengungen erreicht wurde. Dieser Prozess führte jedoch nur zu einem teilweisen Erfolg in Bezug auf die Produktivität und die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen. Dementsprechend können die ostdeutschen Unternehmen auch heute nur zum Teil auf den Weltmärkten mithalten; vielmehr besteht die Gefahr der Verdrängung durch Wettbewerber. Verantwortlich dafür ist u.a. die Struktur der Innovationstätigkeit in Ostdeutschland. Zusammen genommen zeigen unsere Analysen einen schnellen Anpassungsprozess der Arbeitskräfte an die neuen Bedingungen aber eine nur langsame Anpassung der Wirtschaftsstruktur. Die Folge ist ein erhebliches Ausmaß der Unterbeschäftigung bei gleichzeitigem deutlichen Einkommens- und Produktivitätsrückstand. Eine schnelle Besserung ist nicht in Sicht; vielmehr besteht die Gefahr, dass gerade die qualifizierten Arbeitskräfte in anderen Regionen eine Verbesserung ihrer Bedingungen suchen und der Standort weiter an Attraktivität verliert.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
- Matthias Kirbach, 2007. Einkommen und Produktivität - Anpassung und bestehende Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Dissertation Universität Ulm