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Episodisches Kontextgedächtnis: Prozesse des Abrufs und des Vergessens

Fachliche Zuordnung Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung Förderung von 2002 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5372654
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Perzeptuelle, semantische und Kontextmerkmale werden als Bestandteile einer komplexen Gedächtnisspur angesehen (Flexser & Tulving, 1978; Gillund & Shiffrin, 1984; Hintzman, 1984; Johnson et al., 1993; Tulving, 1974; 1983). In zwei Teilprojekten wurden Vergessens- und Abrufprozesse für einzelne Kontextmerkmale erfasst, um genaueren Aufschluss über die Architektur der Gedächtnisspur zu erhalten. Teilprojekt I diente der Prüfung einer schon von Simon (1966) formulierten Hypothese, dass die Form der Vergessenskurve aus der Mittelung über unterschiedlich schnell exponentiell zerfallende Einzelmerkmale resultieren könnte. Diese Hypothese hat potenziell theoretische Integrationskraft, da sie komplexe und theoretisch unbefriedigende Datenmuster durch eine einfache Konzeption erklären könnte. Die Erfahrungen des Projekts zeigten, dass die Ermittlung individueller Vergessenskurven äußerst schwierig und trotz großer Sorgfalt die Datenqualität durch viele Störfaktoren unbefriedigend ist. Für Simons (1966) Hypothese fanden sich keine Anhaltspunkte. In Teilprojekt 2 wurde die funktionale Abhängigkeit von Abrufprozessen für einzelne Kontextmerkmale geprüft. Dies sollte klären, ob auf den Merkmalsvektor der Gedächtnisspur ganzheitlich oder in Einzelschritten zugegriffen wird. Ferner wurden die Determinanten eines Mismatch-Effekts im Quellengedächtnis zu klären versucht. Wiederholte Probleme, den Effekt zu replizieren sowie Determinanten seines Auftretens zu bestimmen, führten zu einer nur tentativen Lösung der Ausgangsfrägestellung, die in Vogt und Bröder (2007; JEP: LMC) dokumentiert ist. Abweichend vom ursprünglichen Antrag wurde wegen der empirischen Probleme die Fragestellung des "Binding" im Quellengedächtnis auf die Freie Reproduktion erweitert und ein entsprechendes messmodell entwickelt. Drei Experimente legen nahe, dass das messmodell ein valides Werkzeug für die Forschung sein kann und dass semantisches Binding von Items auch das Binding zu Kontextmerkmalen erhöht (Bröder, submitted). , Die Ergebnisse aus den beantragten Teilprojekten müssen aufgrund der unvorhergesehen schlechten Datenlage leider als unbefriedigend bezeichnet werden, die Befunde aus der Erweiterung des beantragten Projekts aufdie Reproduktion sind dagegen ermutigender.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Bröder, A. & Eickelkamp, V. (2003). Tests of the functional and stochastic dependence of retrieval processes for multiple context features. Vortrag auf der 13th conference of the European Society for Cognitive Psychology (ESCOP), 17. - 20.09.2003.

  • Bröder, A. (2006). Validierung eines multinomialen Messmodells für Quellengedächtnis in der freien Reproduktion. Vortrag auf dem 45. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie, 17.-21.9.2006 in Nürnberg.

  • Bröder, A., Schütz, J., Noethen, D. & Bay, P. (2004). Nutzung expliziten und impliziten Wissens bei Quellengedächtnisentscheidungen. Vortrag auf dem 44. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Göttingen, 26. - 30.09.2004.

  • Bröder, Ä. (2002). Multinomiale Modellierung kognitiver Prozesse bei der Quellenidentifikation: Neue Entwicklungen. Vortrag auf dem 43. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Psychologie in Berlin, 22.9.-26.9. 2002.

  • Eickelkamp, V. & Bröder, A. (2003). Gedächtnis für mehrere Kontextdimensionen bei Variation des Kontextabrufes. Vortrag auf der 45. Tagung für experimentell arbeitender Psychologen in Kiel 24.03.-26.03.2003.

  • Meiser, T. & Bröder, A. (2003). Erinnerungs- und Entscheidungsprozesse im multidimensionalen Quellengedächtnis. Symposium auf der 45. Tagung experimentell arbeitende Psychologen in Kiel, 24. - 26.03.2003.

  • Vogt, V. & Bröder, A. (2007). Independent retrieval of source dimensions: An extension of results by Starns and Hicks (2005) and a comment on the ACSIM measure. Journal of Experimental Psychology: Learning, Memory,

 
 

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