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Landschaften der Überwachung: Umweltkunst und die Stasi in der globalen DDR

Antragstellerin Marie Meyerding
Fachliche Zuordnung Kunstgeschichte
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 537272521
 
Die Kunst in der späten Deutschen Demokratischen Republik (DDR, 1949–1990) war einer der zentralen Orte der Auseinandersetzung mit den immer drängenderen Umweltfragen. Dennoch gibt es bisher keine umfassende Darstellung der Umweltkunst in der DDR. Nicht nur der Einfluss der Stasi auf den Themenkomplex Umwelt und Kunst, sondern auch seine internationale Ausprägung sind kaum erforscht. Dies hinterlässt große Lücken in unserem historischen Verständnis des Verhältnisses zwischen Umwelt und Gesellschaft auf lokaler und internationaler Ebene und der Art und Weise, wie Künstler*innen und staatliche Akteur*innen dieses Verhältnis gestaltet haben und auch heute noch gestalten. Ein umfangreiches Überwachungsnetzwerk aus staatlichen Agent*innen und Informant*innen, das vom Ministerium für Staatssicherheit geleitet wurde, einem Apparat, der gemeinhin als Stasi bezeichnet wird, setzte die kommunistische Ideologie in der DDR durch. Dieser Überwachungsapparat beeinflusste alle Teile der Gesellschaft, einschließlich der Kunstwelt, die stark von Zensur und Untergrabung betroffen war. Eine weitere berüchtigte Intervention der Stasi war die Verschleierung der Folgen der massiven Umweltverschmutzung in der DDR. Dieses Forschungsprojekt zielt darauf ab, die Rolle der Umwelt für das Kunstfeld in der DDR der 1980er Jahre aufzudecken und festzustellen, inwieweit umweltbewusste künstlerische Ansätze sowohl von der Stasi als auch von lokalen oder globalen Phänomenen beeinflusst wurden. Anhand der Trias von Kunst, Umwelt und Stasi möchte ich transnationale Geld- und Ideenströme beleuchten, um eine streng nationale Kunstgeschichtsschreibung in Frage zu stellen und hervorzuheben, wie sich Konzeptionen von Natur und Kunst auf regionaler und internationaler Ebene durch gegenseitigen Austausch veränderten. In diesem Projekt wird untersucht, wie sich Künstler*innen mit Hilfe verschiedener künstlerischer Medien mit der Überwachung in urbanen und ländlichen Landschaften auseinandersetzten. Dabei werden die unterschiedlichen Bewältigungsstrategien und Stilmittel hervorgehoben, um zu zeigen, wie Künstler*innen mit den Überwachungsstrategien und -methoden der Stasi umgingen und sich diesen widersetzten. Zudem möchte ich analysieren, welche Rolle Fragen von Geschlecht und Intersektionalität in den Bereichen Umweltkunst und staatliche Überwachung in der DDR spielten. Ziel ist es, Machtmechanismen offenzulegen, die damals wie heute zur Überwachung und Diskriminierung sowohl in der Kunstwelt als auch in der Gesellschaft insgesamt eingesetzt werden. Durch die Untersuchung von Umweltkunst, die auf Momente der Überwachung stößt, will mein Forschungsprojekt am Beispiel der DDR die Machtstrukturen der Kunstwelt aufzeigen, die Aufschluss über sich verändernde Dynamik zwischen Menschen, Natur und Maschinen geben. Dies wiederum könnte unser Verständnis der Rolle von Künstler*innen und Regierungen im Umgang mit Umweltkatastrophen und den Auswirkungen des Klimawandels heute verbessern.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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