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Julius Wilhelm Zincgref: Lateinische Dichtungen. Edition, Übersetzung, Kommentar
Antragsteller
Professor Dr. Robert Seidel
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Griechische und Lateinische Philologie
Griechische und Lateinische Philologie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 537435896
Im Rahmen der Gesamtausgabe der Werke von Julius Wilhelm Zincgref (1591–1635), die in der Reihe "Neudrucke deutscher Literatur" bei De Gruyter erscheint, werden dessen lateinische Dichtungen erstmals kritisch herausgegeben, in deutsche Prosa übersetzt und wissenschaftlich kommentiert. Zincgref, der im germanistischen Kontext meist zunächst als Herausgeber der frühen Gedichte von Martin Opitz wahrgenommen wird, trat in den Jahren um 1620 als äußerst vielseitiger Schriftsteller hervor. Als kurpfälzischer Amtsträger und Gefolgsmann des 'Winterkönigs' Friedrich V. nutzte er die Sprachen Deutsch und Latein sowie multimediale Publikationsformen, um aus reichspatriotischer Perspektive, grundiert von Ideen des Neostoizismus und des politischen Calvinismus, seine Adressaten zu öffentlichkeitswirksamem Handeln zu motivieren. Zincgrefs lateinische Verstexte, um die es in diesem Projekt geht, zielten eher indirekt auf politisch-konfessionelle Aktion, vielmehr hatten sie den Zweck, eine Verständigung der kurpfälzischen Intellektuellen untereinander sowie mit Freunden und Gesinnungsgenossen im In- und Ausland herzustellen, also die Gruppenidentität zu stärken und relevante Themen im gelehrtenspezifischen Medium der klassischen lateinischen Literatursprache zu verhandeln. Im Zentrum des Editionsprojektes steht die rund 200 Seiten umfassende "Triga amico-poetica", eine Sammlung von Kasualgedichten, an der neben Zincgref auch seine Heidelberger Studiengefährten Friedrich Lingelsheim und Johann Leonhard Weidner beteiligt waren. Die formale Spannweite der Texte reicht vom zweizeiligen Epigramm bis zu Gattungen von mittlerer Länge wie dem Epyllion oder der Elegie. Ihre Bedeutung geht weit über die bloße Dokumentation freundschaftlicher Beziehungen hinaus. Bei einer gründlichen Analyse, die auch auf komplexe rhetorische Strategien, markante Antikereferenzen oder intertextuelle Bezüge achtet, wird sichtbar, wie sehr politisch-konfessionelle Anliegen, persönliche Betroffenheit und literarischer Anspruch der beteiligen Autoren miteinander in Verbindung standen. Neben der "Triga" enthält die Edition alle übrigen lateinischen Dichtungen Zincgrefs, so zum Beispiel das "Epos ad Fridericum", mit dem er die politisch-militärischen Pläne Friedrichs V. publizistisch begleitete. Zur Arbeit an der historisch-kritischen Ausgabe gehört auch die Ermittlung bisher unbekannter Texte Zincgrefs, vor allem sind aber ergänzende Quellen zu erschließen, die für die Kommentierung der Gedichte genutzt werden. Die Edition wird Text und Übersetzung in synoptischer Form und mit kritischem Apparat präsentieren, der Kommentarteil enthält kurze Einleitungen zu den Texten und Einzelhinweise zu erklärungsbedürftigen Stellen. Eine gründliche Einführung informiert über Zincgrefs Position im Rahmen des pfälzischen Späthumanismus und gibt eine Gesamtübersicht über seine lateinische Dichtung.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen