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Bürographien. Administration nach dem Zeitalter der Büokratie

Antragstellerinnen / Antragsteller Professorin Dr. Maren Lehmann; Professor Dr. Nicolas Pethes
Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Soziologische Theorie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 537492445
 
Kontext: Das Projekt konzentriert sich auf die deutschsprachigen Verwaltungen in der BRD, der Schweiz und Österreich und befasst sich mit dem "postbürokratischen" Staat in administrativen Angelegenheiten. In diesem Zusammenhang versteht das Projekt "Bürokratien" als Entscheidungsinstanzen, deren Rationalität im Wesentlichen auf Inschriften beruht, die über Akten vermittelt und aufgezeichnet werden und mit staatlicher Autorität versehen sind. Hypothesen: Das Projekt zielt darauf ab, zu zeigen, dass die Reformen moderner Staatsverwaltungen - durchgeführt unter dem Zeichen der "Entbürokratisierung", der Effizienzsteigerung und Vereinfachung - möglicherweise langjährige umständliche Verfahren innerhalb der Behörden verringert haben; dass aber gleichzeitig zuvor offizielle Kommunikationsverfahren über staatliche Organisationen hinaus verbreitet wurden, und zwar in den sozialen und privaten Sphären. Wir nennen diese Schreibpraktiken und Techniken der ursprünglich bürokratischen Arbeit "Bürographien", die nicht mehr auf die Verfügungsgewalt staatlicher Stellen beschränkt sind, sondern sich in einem beispiellosen Maß an Mikromanagement und Kontrolle der sozialen und privaten Sphären verbreitet haben, ohne streng formalisierte Entscheidungsverfahren. Vor diesem Hintergrund untersucht das Projekt die Bedingungen der modernen Entbürokratisierung im Verlauf des 20. Jahrhunderts: Erstens den bürokratiekritischen Diskurs - in Verwaltungsbehörden selbst, in politischen und öffentlichen Diskursen und in literarischen Schriften. Zweitens wendet sich das Projekt verschiedenen Programmen tatsächlicher Verwaltungsreformen zu, angefangen beim wissenschaftlichen Management bis hin zur heutigen Auslagerung öffentlicher Dienstleistungspflichten. Drittens behandelt das Projekt die damit verbreitete Verteilung und Transformation offizieller Schreib- oder Kommunikationsverfahren, insbesondere spezifisch "bürokratische" Formen der Aufzeichnungsführung. Zu diesem Zweck untersucht es technische Innovationen innerhalb der Verwaltung, von neuen Praktiken des manuellen Aktenmanagements bis zur digitalen Verlagerung öffentlicher Ämter und Behörden in der Gegenwart. Methoden: Das Projekt kombiniert die theoretischen Mittel der Organisationssoziologie mit denen der Literatur-, Kultur- und Medienwissenschaften. Methodisch orientiert es sich an der Praxeologie, der Systemtheorie und der Forschung kultureller Techniken. Innovation: Das Projekt versucht, jenes Paradoxon zu erforschen, das in der Reduzierung "bürokratischer" Routinen und der gleichzeitigen Verbreitung "bürographischer" Verfahren auf politischer und technischer, ästhetischer und alltäglicher Ebene besteht.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Österreich, Schweiz
 
 

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