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Bewegungsbeobachtung und -vorstellung bei Musikerdystonie

Antragstellerin Dr. Johanna Doll-Lee
Fachliche Zuordnung Klinische Neurologie; Neurochirurgie und Neuroradiologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 537544040
 
Die Musikerdystonie (MD), eine Unterform der fokalen aufgabenspezifischen Dystonien (TSD), ist eine hyperkinetische Bewegungsstörung, die zum Verlust der feinmotorischen Kontrolle der betroffenen Körperteile am Instrument führt und damit die Karriere von BerufsmusikerInnen gefährdet. Die Pathophysiologie der MD ist noch nicht vollständig geklärt, weshalb es für dieses Krankheitsbild weder kausale Therapien noch zuverlässige Präventionsstrategien gibt. Zwar gibt es symptomatische Therapien, die aber oft nebenwirkungsreich und nicht ausreichend wirksam sind. Es ist deshalb von höchster Bedeutung, die Pathophysiologie besser zu verstehen, umd kausale Therapien und zuverlässige Primärpräventionsstrategien entwickeln zu können. Bildgebungsstudien haben einen wichtigen Beitrag zu einem verbesserten Verständnis der Dystonien geleistet. Ein einschränkender Faktor hierbei ist jedoch, dass die meisten von ihnen resting state Protokolle verwenden, bei denen nicht sicher ist, ob die beobachteten Aktivierungsveränderungen Ursache oder Folge der Krankheit sind. Andere fMRT-Studien untersuchten die Hirnaktivität während der Durchführung dystoner Bewegungen, aber es ist hierbei nicht auszuschließen, dass die beobachteten Aktivierungsmuster durch Kompensationsmechanismen, die dystone Bewegung selbst oder durch somatosensorischen Input im Zusammenhang mit der Aufgabe beeinflusst wurden. fMRT-Protokolle mit Bewegungsvorstellung und -beobachtung bieten eine Möglichkeit, diese Limitierungen zu umgehen. Tatsächlich gibt es einige Studien, die darauf hindeuten, dass diese Art von Protokoll in der Lage sein könnte, dysfunktionale Netzwerke bei TSD aufzudecken - wobei einige dieser Studien aufgrund kleiner Stichproben- Effektgrößen nur eingeschränkt aussagekräftig waren. Es ist davon auszugehen, dass MD-PatientInnen, von denen die meisten BerufsmusikerInnen und seit ihrer Kindheit musikalisch aktiv sind, eine ideale Gruppe weitere Forschung in dieser Richtung sind. So bilden sie aufgrund ihrer typischen Ausbildung nicht nur eine relativ homogene Gruppe, sondern ebendiese Ausbildung führt auch nachweislich zu signifikanten, messbaren Veränderungen des Gehirns, die auch zu einer nachweislich besonderen Fähigkeit führen, sich instrumentenbezogene Bewegungen vorzustellen. Auch die instrumentenbezogene Bewegungsbeobachtung führt nachweislich zu einer besonders ausgeprägten Spiegelaktivierung bei MusikerInnen. Mein Vorschlag ist daher, mit Hilfe eines fMRT-Protokolls mit Bewegungsvorstellung und -beobachtung weitere Erkenntnisse über die der MD zugrundeliegende Pathophysiologie zu gewinnen. Dies könnte auch Rückschlüsse über die Pathophysiologie anderer TSDs zulassen, denn Experten sind sich einig, dass der beste Weg zum besseren Verständnis der Dystonie als Ganzes darin besteht, die einzelnen Subentitäten in möglichst homogenen Gruppen zu untersuchen. Die gewonnenen Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue therapeutische und primärpräventive Strategien zu finden.
DFG-Verfahren WBP Stelle
 
 

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