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Zwischen Erfahrung und Wirklichkeit. Landschaftsmaler, Naturwissenschaftler und die Camera Lucida 1806-1840
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Erna Fiorentini
Fachliche Zuordnung
Kunstgeschichte
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5377671
Auf dem Weg zur Subjektivität der Moderne herrscht ab 1800 bis zur Erfindung der Fotografie eine charakteristische Art des Natursehens vor. Der Blick auf die Natur definiert sich durch das komplementäre Nebeneinanderbestehen zweier gegenläufiger Aspekte, die Spannung zwischen subjektiver Erfahrung und Weltwirklichkeit, zwischen Mensch und Raum, zwischen Innen und Außen. Das Landschaftsbild muß hierbei der Anforderung genügen, gleichzeitig die subjektive Erfahrung und das objektiv existierende Naturwirkliche, das sie hervorruft, visuell zu übersetzen. Diese Spannung kommt am deutlichsten in einem in der künstlerischen und naturwissenschaftlichen Landschaftsaufnahme weitverbreiteten Phänomen zu Tage, nämlich der Verwendung von Augenprothesen, von optischen Geräten, die die zeichnerische Erfassung des Gesehenen erleichterten. Hier geht die Suche nach einem sinnlich originären Erlebnis der Natur mit dem Streben nach Verobjektivierung des Blickes in paradoxer Weise einher. Das Vorhaben will diesem Phänomen nachgehen, indem es die Bedeutung der repräsentativsten unter den Augenprothesen befragt, der Camera Lucida. Sie findet in der Literatur zur Geschichte des Sehens keine Berücksichtigung. Anhand von Quellen und bildlichen Produkten wird die Verwendung dieses Gerätes unter zwei Aspekten analysiert: Zum einen als Verkörperung des zeitspezifischen, protomodernen Sehmodells, das zwischen der Verarbeitung subjektiver Erfahrung und dem Anspruch auf 'wissenschaftlich objektive' Erfassung der Natur oszilliert; zum zweiten als Indikator des Kommunikations- und Wechselwirkungsgrads zwischen Kunst und Naturwissenschaft bei der Diskussion ästhetischer, kognitiver und epistemologischer Leistungen der Naturbeobachtung und Naturabbildung.
DFG-Verfahren
Forschungsstipendien