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Dimensionen menschlicher Willensschwäche

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung von 2002 bis 2005
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5378494
 
Das Projekt unternimmt es, das traditionelle europäische Bild vom Menschen, das diesen in weitgehend dekontextualisierter Form als rational handlungsfähiges Wesen hinstellt, kritisch zu hinterfragen, indem es sein Handeln in Kontexten analysiert, die als Bedingungen für "Willensschwäche" gelten. Das soll nach zwei verschiedenen, einander komplementären Seiten hin geschehen, verteilt auf zwei Teilprojekte. Beide beziehen sich auf die in der philosophischen Handlungstheorie bis heute dominierende Sokratisch-Platonische bzw. Aristotelische Konzeption von praktischer Rationalität, deren Zurückweisung von "willensschwachen" Handlungen "gegen die bessere Einsicht" als ein Versuch gewertet wird, die Vorstellung vom Menschen als eines zwar freiheitsbeschränkten und theoretisch vielfältig defizienten, praktisch aber durchgängig rationalen Wesens gegen bestehende Zweifel zu retten. Sie unterscheiden sich jedoch grundsätzlich in ihrer Themenstellung: Teilprojekt 1 ist rationalitätstheoretisch ausgerichtet. Gefragt wird nach der Signifikanz, die Willensschwächephänomene für Art und Umfang praktischer Überlegungen haben sowie für die Stellung des Subjekts in ihnen. Die "bessere Einsicht", die willensschwach verletzt werden kann, ist die des rationalen Eigeninteresses, das sich aus subjektiven Wünschen und Präferenzen ergibt und im Prinzip beliebig spezifizierbar ist. Im Unterschied dazu ist Teilprojekt 2 moralphilosophisch ausgerichtet. Hier geht es um normativ Gutes bzw. Besseres, das inhaltlich spezifiziert und den Normadressaten objektiv vorgegeben ist - sei es als Anspruch einer Gesellschaft, Religion oder Philosophie oder auch nur einer privaten Lebensregel. Dies "willensschwach" zu verletzen heißt weniger, die eigene Rationalität als die eigene Moralität bzw. die Geltung der Normen in Frage zu stellen und muß daher keineswegs immer ein Zeichen persönlicher Schwäche sein. Beide Teilprojekte werden sich mit verschiedenen, für ihr Thema relevanten philosophischen Texten auseinandersetzen, vor allem solchen, die in der Behandlung des Willensschwächeproblems bislang nur unzureichend genutzt wurden. Außerdem ist beabsichtigt, einschlägige Arbeiten der Psychologie und Texte der Weltliteratur mit heranzuziehen, die geeignet sind, den Phänomenbereich zu erweitern und konzeptionelle Verengungen der philosophischen Tradition aufzubrechen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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