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Geiz und Gerechtigkeit. Ökonomisches Denken im frühen Mittelalter
Antragstellerin
Dr. Bettina Emmerich
Fachliche Zuordnung
Mittelalterliche Geschichte
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5378669
Bewusstes und theoriegeleitetes Wirtschaftshandeln werden dem frühen Mittelalter bislang abgesprochen. Wenn aber ökonomisches Denken jede Reflexion oder Normierung über Produktion und Verteilung von Gütern meint, dann muss dieses Denken aus seiner Epoche heraus - und darf nicht im Lichte einer modernen rationalen Wirtschaftstheorie untersucht werden. Der bisherigen Forschungsmeinung stehen zudem eine stattliche Reihe herrscherlicher Reformen, die wirtschaftliche Blüte großer Klöster und eine lebhafte Diskussion in kirchenrechtlichen, hagiographischen und säkularen normativen Texten entgegen. Im klösterlichen Bereich entwickelt sich eine enorme Produktivität und Organisationsstärke, die erst die "unproduktive" ausgedehnte Tätigkeit des Gebets ermöglichte. Im öffentlichen Bereich von Märkten war es die Konvertierbarkeit von Währung und Maß und das Einhalten von Gerechtigkeitsstandards wie gerechten Preisen und herrscherlichen Vorgaben. Betrachtet man schließlich die in der kirchenrechtlichen und hagiograhischen Literatur vertretene Verpflichtung zur Lösung von weltlichen Gütern, zu deren Verausgabung und Schenkung, dann zeigt sich, dass ökonomisches Denken im frühen Mittelalter sein Fundament in der tiefen Überzeugung findet, dass Habgier und Geiz die Feinde allgemeinen Wohlstandes und des Seelenheils zugleich sind. Die enorme Zunahme von Schenkungen in die Hand der Kirche ist neben den Texten, die den Geiz bekämpfen, nur eins vieler Indizien, die auf die starke Verbreitung dieses ökonomischen Denkens im frühen Mittelalter hinweisen.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen
