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Die Sprachform der homerischen Epen

Fachliche Zuordnung Griechische und Lateinische Philologie
Förderung Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5380789
 
In der Forschung besteht heutzutage Einigkeit darüber, daß die Sprache von Ilias und Odyssee in der Tradition einer jahrhundertealten, mündlich tradierten Formelsprache steht. Die vorliegende Arbeit untersucht die Frage, inwieweit die homerische Sprache ausschließlich eine "tote Sprache" ist und wie groß der sprachliche Spielraum gewesen sein mag, neben der tradierten archaischen Formelsprache auch Elemente des "lebendigen" Altionischen des 8. J. v. Chr. einfließen zu lassen. Es wird die These verfochten, daß der Spielraum für "sprachliche Originalität" weitaus mehr genutzt wurde als bisher angenommen und daß das Dichteridiom von Ilias und Odyssee der Altionischen Alltagssprache des 8. Jahrhunderts v. Chr. ebenfalls sehr viel näher stand als bisher vermutet. Eine systematische Untersuchung der homerischen Verbalmorphologie fördert durchweg auch sprachlich jüngere Formen zutage, die scheinbar anachronistisch entweder erst später etablierte morphologische Ausgleichsprozesse verwegzunehmen scheinen (antizipatorische Anachronismen) oder hierin der späteren Sprache der klassischen Epoche sogar noch vorauseilen (isolative Anachronismen). Das Paradoxon sprachlich jüngerer Formen in sprachlich älteren Sprachepochen löst sich indessen, wenn man mit verschiedenen sychronen Sprachschichten rechnet, mindestens mit einer neben der konservierenden Formelsprache stehenden kontemporären Alltagssprache. Dafür daß alltagssprachliche Formelelemente an sprachlichen Ausgleichserscheinungen teilnehmen, die sich entweder erst später oder auch nie durchsetzen, d.h. späterer Normierung zum Opfer fallen, gibt es in der Sprachgeschichte anderer europäischer Sprachen viele Beispiele. Eingeordnet in den beschriebenen Erklärungszusammenhang können viele Rätsel der sprachwissenschaftlichen Homererklärung einer Lösung zugeführt werden. Viele Formen, deren Echtheit bisher in Zweifel gezogen wurde, sind jetzt von sprachwissenschaftlicher Seite nicht mehr zu beanstanden. Nicht allein die Textkritik profitiert dabei von den Ergebnissen der Untersuchung, sondern auch einige in der Indogermanistik vieldiskutierte Formen können einer neuen ausgewogenen Deutung zugeführt werden. Von Bedeutung für die griechische Sprachwissenschaft sind ferner systemhafte Neuerungen im frühgriechischen Verbalsystem, die bisher nicht als solche erkannt worden sind. So kann die Arbeit insgesamt als Supplement zum Verbalteil von Pierre CHANTRAINEs 'Grammaire homerique' (Tome I: Phonetique et morphologie. 5., korr. Auflage. Paris 1973) gelten.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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