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Defizite in der Verarbeitung neuer positiver Erfahrungen bei Depressionen - Verknüpfung von experimenteller Grundlagenforschung und klinischer translationaler Forschung

Antragsteller Dr. Tobias Kube
Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 538481730
 
Kognitive Modelle legen nahe, dass Depressionen durch negativ gefärbte Sichtweisen und Verarbeitungsmuster gekennzeichnet sind. Neuere Forschung deutet darauf hin, dass solche negativen Sichtweisen bei Menschen mit depressiver Symptomatik häufig auch dann bestehen bleiben, wenn sie neue positive Erfahrungen machen. Trotz umfangreicher Fortschritte in diesem Forschungsfeld gibt es noch immer eine Reihe offener Fragen und bislang unüberwundener Limitationen. So ist die Spezifität der beobachteten Defizite in der Integration neuer positiver Erfahrungen unklar, da bisher keine Studien durchgeführt wurden, in denen Menschen mit depressiver Störung mit einer geeigneten klinischen Kontrollgruppe verglichen wurden. Außerdem ist ein Großteil der bisherigen Forschung auf wenige experimentelle Designs und die Verwendung von selbstberichten Outcome-Variablen begrenzt. Daher ist es das Ziel des vorgeschlagenen Forschungsprogramms, Defizite in der Verarbeitung von positiven Erfahrungen bei Menschen mit depressiven Störungen, klinischen Kontrollpersonen und gesunden Kontrollpersonen in unterschiedlichen Kontexten unter Einbezug von Eyetracking zusätzlich zu Verhaltensmaßen und selbstberichteten Outcome-Variablen zu untersuchen. Eine weitere offene Forschungsfrage betrifft die Kausalität: Um zu untersuchen, ob die reduzierte Veränderung negativer Annahmen nach neuen positiven Informationen ein kausaler Risikofaktor für die Entwicklung depressiver Symptome ist, wird die Verarbeitung neuer positiver Informationen experimentell manipuliert und deren Auswirkungen auf die Entwicklung depressiver Symptome werden längsschnittlich betrachtet. Zuletzt sollen die klinische Bedeutung dieser experimentellen Grundlagenforschung untersucht und psychotherapeutische Anwendungen vorbereitet werden. Dazu soll zum einen in einem großen längsschnittlichen Projekt untersucht werden, inwiefern Defizite in der Verarbeitung neuer positiver Erfahrungen prädiktiv für eine geringe Symptomverbesserung in der Frühphase von kognitiv-verhaltenstherapeutischer Behandlung sind, wo häufig Interventionen eingesetzt werden, die auf erfahrungsbasiertes Lernen abzielen. Zum anderen sollen die Erkenntnisse aus der experimentellen Psychopathologieforschung in der Durchführung von Verhaltensexperimenten als einer konkreten Intervention zum erfahrungsbasierten Lernen angewendet werden. Durch die Kombination experimenteller Grundlagenforschung und angewandter klinischer Forschung und den Einbezug vielfältiger methodischer Ansätze sind die geplanten Studien einzigartig und innovativ. Die geplanten Projekte haben damit das Potential, nicht nur theoretische Modelle von Depressionen zu überprüfen und weiterzuentwickeln, sondern auch Anregungen für die innovative psychotherapeutische Ansätze zu liefern. Das vorgeschlagene Forschungsprogramm hat damit das Potential, das Forschungsfeld substantiell voranzubringen. Gleichzeitig kann es auch Implikationen für andere angrenzende Forschungsfelder liefern.
DFG-Verfahren Emmy Noether-Nachwuchsgruppen
 
 

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