Project Details
"Majestätsbeleidigung" als Delikt und als Indikator für die Wahrnehmung und Sicherung personifizierter Herrschaft zwischen 1800 und 1945
Applicant
Dr. Ulrike Ruttmann
Subject Area
Modern and Contemporary History
Term
from 2002 to 2005
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5385345
Der Schutz des Staatsoberhauptes vor Verunglimpfung ist für jede Herrschaftsordnung ein Thema von Bedeutung, stellt sich doch die Frage, inwieweit durch das Delikt der "Majestätsbeleidigung" das Herrschaftssystem als solches getroffen wird. Das Forschungsprojekt wird die bislang vorwiegend von Juristen betrachtete Majestätsbeleidigung auf der Basis einer Auswahl signifikanter Fälle als historisches Phänomen untersuchen. Die Studie soll von der Wende zwischen 18. und 19. Jahrhundert, als man im Gefolge der Aufklärung erstmals den Herrscher- vom Staatschutz trennte, bis zum Ende des Dritten Reiches reichen. Das Forschungsinteresse gilt zum einen der brisanten und spannungsgeladenen Konstellation der Majestätsbeleidigung. Im Rahmen eines seit der Frühen Neuzeit zunehmend anonymisierten Herrschaftsgefüges wurde über sie ein Konflikt zwischen der Person an der Spitze des Staates und dem einzelnen Untertan bzw. Staatsbürger ausgetragen. Zum andern geht das Projekt davon aus, daß der Majestätsbeleidigung als einem scharf eingrenzbaren Phänomen an der Nahtstelle von Politik, Justiz und Gesellschaft vornehmlich im Hinblick auf Ausübung und Erfahrung von Herrschaft eine Indikatorfunktion zukommt. So soll das epochenübergreifende Studium des Deliktes u.a. dazu dienen, Wandel und Konstanten von Herrscherbildern und Ehrvorstellungen herauszuarbeiten sowie die Ausbildung einer politischen Kritikkultur in Deutschland zu beleuchten. Mit Prozessakten, Gnadengesuchen, Diskussionen in der Presse, unter Juristen und in den Parlamenten verfügt das Projekt über eine reiche Quellengrundlage.
DFG Programme
Research Grants
