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Differentielle Anthropologie: Weltvorgängigkeit, Koexistenz und Natur bei Eugen Fink und Jan Patočka

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 538667844
 
In neuerer Zeit haben philosophisch-anthropologische Grundfragen wie die nach dem Ort des Menschen im Gesamtgefüge der Welt, nach seinem spezifischen Sein im Unterschied zu anderen Lebewesen und der Koexistenz mit ihnen noch einmal besonderes Interesse hervorgerufen (bspw. Bimbenet 2017; Ebke/Zanfi 2017; als "Negative Anthropologie" Bajohr/Edinger 2021). Im Vordergrund steht dabei mitunter das Problem, ob eine übergeordnete Weltstruktur existiert, das im Bereich der "New Ontologies" diskutiert wird (Meillassoux 2006; Brassier 2011; Gabriel 2017; Kohn 2015; Harman 2018). Das gleiche Problem wird allerdings auch in der phänomenologischen Tradition seit ihren Anfängen behandelt. Mit dem vorliegenden Projekt verfolgen wir daher das Ziel, zu dieser Diskussion mit den Perspektiven einer differentiellen Anthropologie ausgehend von Eugen Fink und Jan Patocka beizutragen. Beide verfolgen den Ansatz, den Menschen aus seinem differentiellen Verhältnis zur Welt zu denken. Welt ist demnach ein übergeordnetes Drittes, in welchem sowohl das Sein des Menschen als auch seine Bezogenheit auf die Welt gründet. "Differentiell" steht dabei für den Ansatz beider, dass Welt zum einen nicht vom Menschen eingeholt werden kann und zum anderen aber in ihrer unabhängigen Vorgängigkeit den Menschen stets in Bezug zu sich setzt. Wir argumentieren, dass Fink und Patocka hiermit das paradigmatische Interesse der New Ontologies teilen, die Welt nicht auf einen menschlichen Zugang zu reduzieren. Hingegen wird die Annahme einer Wirklichkeitsdimension vertreten, die das Sein menschlicher und auch nicht-menschlicher Wesen ausmacht, sodass starre Mensch-Natur Dualismen unterlaufen werden. Die Neuen Ontologien bleiben dabei aber in einer falschen Alternative; entweder Welt ist irreduzibel übergeordnet oder reduziert auf den Menschen. Unser Forschungsprojekt zeigt, dass eine differentielle Anthropologie mit Fink und Patočka eine eigenständige, systematische Position auf dem genannten Problemfeld darstellt, die zudem in einem produktiven Dialog mit Positionen der New Ontologies als Korrektiv für dort bestehende Dilemmata fungieren kann.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Frankreich, Tschechische Republik, USA
Partnerorganisation Czech Science Foundation
 
 

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