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Ethische Haltungen als Lernziele im Medizinstudium
Antragstellerin
Professorin Dr. Sabine Salloch
Fachliche Zuordnung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Praktische Philosophie
Praktische Philosophie
Förderung
Förderung seit 2024
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 538734256
Das Projekt bearbeitet die Frage, inwiefern der Erwerb von ethisch erstrebenswerten Haltungen ein Lernziel im Medizinstudium sein kann. Ausgehend von theoretischen Grundlagen wird mit empirischen Methoden die tatsächliche Praxis der Vermittlung von Haltungen in der Lehre untersucht. Den Hintergrund des Projekts bilden jüngere Debatten in der Didaktik der Medizinethik. In diesen werden zwei grundlegende Lernziele der medizinethischen Lehre diskutiert: die Fähigkeit zur eigenständigen Bildung ethischer Urteile sowie der Erwerb von ethisch bedeutsamen Haltungen. Während die Förderung der ethischen Urteilsfähigkeit vergleichsweise gut erforscht ist, sind Haltungen als Lernziele stark umstritten. Dies betrifft zum einen die praktische Umsetzbarkeit solcher Ziele, zum anderen deren ethische Legitimation. Das Projekt geht demgegenüber von der Annahme aus, dass ethisch relevante Haltungen im Medizinstudium überwiegend im Sinne eines „Hidden Curriculum“ vermittelt werden. Für die Medizinethik stellt sich dann die Frage, wie diese Vermittlung konkret erfolgt und ob sie stärker gelenkt werden kann und soll. Empirische Untersuchungen und theoretische Arbeiten greifen im Projekt ineinander. Der empirische Teil besteht aus teilnehmender Beobachtung von Lehrsituationen in klinischen Studienfächern und aus Fokusgruppen mit Studierenden. Es wird untersucht, auf welche Weise Lehrpersonen Haltungen – auch unterschwellig – vermitteln und wie Studierende darauf reagieren. Auf dieser Grundlage werden Thesen zu folgenden Fragen ausgearbeitet: Wie lässt sich der Begriff der Haltung im Hinblick auf die medizinethische Lehre definieren, etwa in Auseinandersetzung mit Ansätzen der Tugendethik? Welches theoretische Modell für die Vermittlung von Haltungen hat welche Vor- und Nachteile? Wie lässt sich eine indoktrinierende Vermittlung von Haltungen vermeiden? Ausgehend sowohl von den theoretischen Analysen als auch von den Ergebnissen der empirischen Forschung soll das Projekt laufende Debatten der Medizinethik und der Lehr- und Lernforschung besser fundieren und neue Impulse für die medizinische Lehre liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen