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Elke Kaiser (Hrsg.): : Space not only for the living: Human remains in Bronze Age settlements / Raum nicht nur für die Lebenden: Menschliche Überreste in Bronzezeitlichen Siedlungen

Antragstellerin Professorin Dr. Elke Kaiser
Fachliche Zuordnung Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 538940680
 
Funde von Menschenknochen in Siedlungen sind keine Seltenheit. Das Spektrum reicht von einzelnen, disartikulierten Knochen bis zu vollständigen Skeletten, von verstreuter Lage bis zu sorgfältig deponierten Fundkomplexen. Für die Bronzezeit wurden diese Funde und Befunde über lange Zeit hinweg kaum beachtet, höchstens im Kontext sogenannter irregulärer Bestattungen diskutiert. Erst im letzten Jahrzehnt richtete sich auch in der Bronzezeitforschung das Interesse auf menschliche Knochenfunde in Siedlungen. In dem geplanten Band werden in zehn von zwölf Beiträgen die verschiedenen Formen und Facetten solcher Funde und Befunde vorgestellt und Deutungsansätze erörtert. Erstmals wird der räumliche Rahmen explizit nach Eurasien ausgedehnt, reicht von Kasachstan über das nördliche Schwarzmeergebiet und Südosteuropa bis nach West- sowie Mitteleuropa. Das Buch belegt somit eindrücklich, dass die Deponierung von menschlichen Überresten in der Bronzezeit kein regionales oder zeitlich begrenztes Phänomen darstellt. Im Gegenteil, solche Funde bilden eine wichtige Quellenkategorie, die die oft erfolgte Trennung von profanen und sakralen Sphären in Frage stellt und deren systematische Erforschung gerade aus diesem Grund dringend erforderlich ist. Der geplante Band bildet somit einen ersten wichtigen Schritt in diese Richtung und führt die Vielfalt dieser Funde und Befunde vor Augen. Gleichzeitig wird die Bedeutung von bioarchäologischen Untersuchungen deutlich, um das Interpretationspotential zu erweitern. Die interdisziplinäre Erforschung von menschlichen Überresten in Siedlungen muss unbedingt durch Konzepte aus der Sozial- und Kulturanthropologie zum Verständnis von Praktiken mit dem menschlichen Körper erweitert werden. Diese Perspektive findet sich in vielen der Publikationsbeiträge wieder, dabei werden ganz unterschiedliche Ansätze verfolgt. Vorangestellt ist ein Artikel mit einem diachronen Überblick über das Phänomen der sog. Siedlungsbestattungen, der ein Konzept für die systematische Erfassung sowie Untersuchung solcher Komplexe vorstellt. Zudem wird den bronzezeitlichen Befunden in Eurasien eine Siedlung im bolivianischen Hochland gegenübergestellt. Die Ergebnisse dieses interdisziplinären Projektes, bei dem Beisetzungen in Siedlungen die Regel und nicht die Ausnahme darstellen, geben einen Einblick in religiöse Praktiken, die an hierzulande häufig implizierten Grenzen zwischen Leben und Tod zweifeln lassen. Auch damit wird eine Perspektive auf weiterführende Interpretation geworfen.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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