Der eisenzeitliche Zentralplatz von Sievern, Lkr. Cuxhaven - Prospektion und Sondagen
Zusammenfassung der Projektergebnisse
Ziel des Projektes „Der eisenzeitliche Zentralplatz von Sievern – Prospektion und Sondagen“ war es, Informationen über die Ausdehnung und innere Struktur des Zentralplatzes Sievern, Landkreis Cuxhaven, zu gewinnen und Strategien zu seiner weiteren Erforschung zu erarbeiten. Die Forschungen konzentrierten sich auf zwei räumliche Schwerpunkte. Zum einen wurden die Befestigungen Heidenschanze und Heidenstadt sowie ihr näheres Umfeld untersucht, zum anderen konzentrierten sich die Arbeiten auf Siedlungen, die im unmittelbaren Kontaktbereich von Geest und Marsch angelegt worden waren und als Bootslandeplätze gedient haben können. Die großflächig eingesetzten Prospektionsmethoden (Metalldetektor, Georadar, Geomagnetik, Bodenphosphatanalysen) führten nur zum Teil und vor allem im Bereich des Sietlandes zu archäologisch auswertbaren Ergebnissen, da der stark eisenhaltige Unterboden auf der Geest nur z.T. die Lokalisierung von geomagnetischen Anomalien zuließ. Sowohl die Untersuchungen im Umfeld der Heidenschanze als auch im Innenbereich der Heidenstadt erbrachten keine Anzeichen einer dichten Besiedlung. Allerdings ergaben die Ausgrabungen am Wallsystem der Heidenstadt, dass diese erst im 4. bis 5. Jh. n. Chr. erbaut wurde und daher nicht gleichzeitig mit der Heidenschanze während der ausgehenden vorrömischen Eisenzeit und der frühen Römischen Kaiserzeit genutzt wurde. Die beiden Burganlagen bildeten somit vermutlich nicht den Kern eines über Jahrhunderte konstant existierenden zentralen Ortes, sondern dienten wohl nur temporär als Herrschaftssitz bzw. Versammlungsort – ohne dass eine Bebauung erfolgte. Von besonderer Bedeutung ist es, dass es im Rahmen des Projekts gelang, auf den im Geestrandbereich gelegenen Fluren Holßel-Sachsendingen und Sievern-Langenacker zwei Geestrandsiedlungen nachzuweisen, die über die Wasserwege der Marsch vermutlich Zugang nicht nur zu den Wurtensiedlungen des Landes Wursten sondern auch zu den Routen der Küstenschifffahrt hatten. Funde von Spinnwirteln und Webgewichten, Schlacken und grün verglaste Lehmfragmente und Grubenöfen belegen, dass in diesen Siedlungen handwerkliche Tätigkeiten stattgefunden haben.
Projektbezogene Publikationen (Auswahl)
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2009: Aktuelle Forschungen am Zentralplatz von Sievern, Elb-Weser-Dreieck. In: U. von Freeden, H. Friesinger u. E. Wamers (Hrsg.), Glaube, Kult und Herrschaft. Phänomene des Religiösen im 1. Jahrtausend n. Chr. in Mittel- und Nordeuropa. Akten des 59. Internationalen Sachsensymposions und der Grundprobleme der frühgeschichtlichen Entwicklung im Mitteldonauraum. (Frankfurt/Main 2009). Kolloquien zur Vor- und Frühgeschichte 12. Bonn. 305-318
Jöns, H.
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2009: Organisation of communication and exchange between the coastal area and the hinterland in Northern Germany during the 1st millennium AD. C. J. C. Reuvenslezing 21. Amsterdam
Jöns, H.
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2009: Überlegungen zu Transport- und Kommunikationswegen des 1. Jahrtausends im Nordwestdeutschen Küstengebiet. In: S. Brather, D. Geuenich u. C. Huth (Hrsg.), Historia Archaeologica. Festschrift für Heiko Steuer zum 70. Geburtstag. RGA-Ergänzungsbände 70. Berlin, New York. 389-414
Jöns, H.
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2010: Case study 1: the Elbe-Weser region in northern Germany (the regions of Sievern and Stade in the first millennium AD). In: B. Ludowici, H. Jöns, S. Kleingärtner, J. Scheschkewitz u. M. Hardt (Hrsg.), Trade and Communication Networks of the First Millennium AD in the northern part of Central Europe: Central Places, Beach Markets, Landing Places and Trading Centres. Neue Studien zur Sachsenforschung 1. Stuttgart. 69-89
Jöns, H.